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Cosmas von Prag II, 34—35. 131 mir im Kerker erschienen war, stand neben mir und sprach: ,Geh' 1074 nach Prag, sürchte Niemanden, begieb dich in der Kirche des heiligen Vitus in die Krypta der heiligen Märtyrer Cosmas und Damian und bringe dort an meinem Grabe deine Gabe dar. Ich bin Radim, der Bruder des heiligen Adalbert/ Mit diesen Worten verschwand er. Daß das, was ich dir hier erzähle wahr ist, mögen dir meine Haare und die Magerkeit meines Leibes bezeugen". Außerdem haben die Wächter der Kirche in derselben Krypta oft Erscheinungen, wenn sie nach dem Lichte sehen, welches in der Nacht daselbst angezündet wird. 35. Ich glaube, auch nicht übergehen zu dürfen, daß Herzog 1082 Wratizlaus und seine Brüder Chounrad und Otto einen Feldzug gegen den östlichen Markgrafen LupoliO), den Sohn des Lucz, unternommen. Zuerst ist aber zu untersuchen, wodurch so große Feindschaft zwischen Lupold und Chonrad, dem Theilfürsten von Mähren, entstanden ist, da sie doch früher die besten Freunde waren. Da die Grenzen ihrer Länder nicht durch Wälder, Ge birge oder sonst ein Hindernis getrennt sind und lediglich das Flüßchen Dia2), welches durch eine Ebene fließt, dieselben von einander scheidet, so machten bei Nacht nichtswürdige Menschen fortwährend Einfälle, raubten Vieh, verwüsteten die Dörfer und machten Beute bei beiden Völkern. Und wie oft durch einen kleinen Funken ein großes Feuer entsteht, so kamen auch die ge nannten Herren, weil sie es versäumten, den schädlichen Zunder zu ersticken, von diesen unscheinbaren Anfängen zu großem Schaden der Ihrigen. Denn nachdem Chounrad wegen Beilegung dieser Streitigkeiten häufig an den Markgrafen geschickt, dieser aber in aufgeblasenem Hochmuth dessen Worte nicht beachtet hatte, ging er seinen Bruder Wratizlaus, den Herzog der Böhmen, mit der I> Lupold war der Sohn des Marlgrasen Ernst, welcher lÜ7ä in der Schlacht an der Unstrnt gefallen. Ueber die eigentliche Veranlassung deS Kampfes sieh Jahrbücher °°» Augsburg S. 27. A. 7. — 2) Thapa. 9