Zweiter T h e i l. Vierter Auf zug der Oper: Iphigenia in Tauris, v-Ritter Gluck. Iphigenia. Nein, ich erfülle nicht mein abscheuwcrthes Amt. Gewiss ein Gott erklärt für diesen Fremdling sich. Mit Schauder und mit Grauen denk’ ich des blut’gen Opfers. Ach bange leidet dieses Herz! Arie. Erbebend fleh’ ich, o Göttin! voll vom Grimme — erfülle meine Brust mit düstrer Grausamkeit — sie höre„ deinem Dienst geweiht, nicht mehr der Menschheit sanfte Stimme! O Schmerz! Was hast du mir, Diana, auferlegt! Ich muss den wilden Horden so viele Opfer morden! Die Hand gehorcht; doch ach! dass es mein Herz nicht trägt! Die Priesterinnen. Du, im Olymp, sieh huldreich nieder! Durch neue Opfer sey des V olkes Schuld gebüsst! Schenk für das Blut, das bald dir fliesst, ganz deine Huld uns Armen endlich wieder! Iphigenia. Die Kräfte schwinden mir. O banger, qualenvoller Augenblick! Orest. So enden einmal hier sich meine langen Leiden! Ach, möchte doch, ihr Götter, auch eure Strafsucht enden. Iphigenia. O Schmerz! Orest. Gebeut der Thräne, die dein Auge weint! Mein Schicksal, klage nicht; der Tod nur macht mich glücklich! Vollende! Iphigenia. Birg diese schrecken volle Tugend. Wir alle boten B.ettung dir; doch nun ist dein der Tod; nur du hast ihn gewollt. Orest. Die Götter legten selbst ihn lang’ als Pflicht mir auf. Wenn du das Leben mir erhieltest — dich machte wahrlich dann dein Mitleid zur Verbrecherin. Iphigenia. Verbrecherin? — Das werd’ ich jetzt, da ich dein Leben enden muss. Orest. So werden Klagen doch auchmtrden Tod versüssen! Nun bin ich jedem Schmerz bereit. Seit jenem schwarzen Tag, ach! schon so lange Zeit sah ich bei meiner Quaal kaum eine Thräne fliessen. Iphigenia. Weh mir! Hymne der Priesterinnen. Du, o Tochter der Latone, leihe diesem Fleh’n Dein Ohr! Unser Weihrauch steig’ empor bis zu Deinem Götlerthrone!