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Fechten Teutsche neurer Zeiten; Nur der Erdengötter Launen, oder Zwiste Strömen über Schlachlgefilde Meuschenleichen, Menschenblut. Horcht! im Donner derKarthaunen Tönen schmetternde Posaunen, Lärmt die Trommel, Pauken wirbeln Neuen Muth ins Heldenohr. Unter wilder Rosse Stampfen, Wo aus weiten ehrnen Schlünden Mörderische Wolken dampfen, Steigt Gesang der Schlacht empor. Weg! hinweg von grausen Scenen! Muse, weg! — In sanftem Tönen Sing der sanften Tonkunst Lob! Ist das Schlachtfeld denn des Ruhmes Dornenpfad allein? Auch an Höfe fuhrt die stolze Göttin Gern den Mann , und wache Nächte, Kummervolle Tage werden Allzuoft sein Loos. Ob der Ehre Lorbeern reichlich Gleich um seine Schläfe glänzen, Ach! dem Eitlen gnügt noch nicht. Selbst auf königlichem Stuhle Schlingen Sorgen ihre Nesseln Um das Fürstenhaupt. — Sucht ihr wohl in jenem düstern Antlitz Saul, den König Israels ? Furchtbar rollen seine Augen, Drohend schwingt er seine Lanze, Und auf dem verbissnen Munde Herrscht verhehlte — kaum ver hehlte Wuth. Fruchtlos horcht auf seine Winke Rings ein Dienerheer; Fruchtlos lockt ihn Pracht und Tafel, Fruchtlos schmücken sich die Schön sten Von den Töchtern Israels. Seht, o seht, mit sanftem Liede Naht sich ihm der Isaide, Seiner Sailen Zauberspiel Tönt ein freudiges Gefühl. Schlachten, die der Held erkämpfte, Feinde, die er weislich dämpfte, Und ein Volk, wo gern für ihn Herz und Lippe dankbar glühn. Alles singt des Jünglings Laute, Leiser bebt das Fiirstenherz, Und sein Blick, der düster schaute, Kehrt sich wieder Himmelwärts. Heil dir, Heil dir, Isaide! Deinem Mund’ entsäuselt Friede, Und ein tröstendes Erfreun Kehrt im Königs-Busen ein. Knospend steht im Mai die Rose, Schon als Knospe schön, Wärmre Lüfte säuseln und eröffnen Jhier Wohlgeiüche Kelch; Doch wenn stärkre Sonnenstralen flammen, Lösst sich Blatt an Blatt und sinket, Bis zuletzt der Dornen - Stengel Einsam steht. O Mensch, dein Bild, Wenn nun deiner Jugend Blüthe, Deiner Mannheit Kraft entflieht; Wenn die dunkeln Haare bleichen, Runzeln deine Stirn’ entstellen. Und dein Haupt sich vorwärts senkt. Trauernd weicht die Liebe, Scherz und Freud’ entweicht mit ihr. Düstre Weisheit schmäht vergebens Auf der Erdengüter Tand; Denn verhehlte Wunden bluten Heimlich desto schmerzlicher. Seht! o seht! der Vorsicht ewige Erbaimung Lässt selbst nicht des Lebens Winter Gänzlich Freudenleer. Keine Frauenliebe Ziemt dem welken Greise,