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ii9 2. Kapitel. l'korler^euArlisfe. Von ÜLUS HLUM8cNirv. Wenn 6er Ztein 6ie naturgemasseste und edelste materielle Unterlage 6er Architektur ist, so sind ^ene Materialien, welche mittels eingreifender Dorm- und chemischer /tcndcrungcn 6ie Eigenschaften guter Zteinc erlangen, 6as Weitverbreitetste un6 6em Ledürfniss Zusagendste. Dierin spielt wieder 6as Lieblet 6er Ibon- erxeugnisse weitaus 6ie bedeutendste Kolle. Oie ^ersetxungsproducts 6er Krdrinde, 6as aus allen kugcn un6 Normen gewichene amorphe Deberkleibsel, tlieil weise lagernd als Verwitterungsmantel über 6en ursprünglichen Lteinen, tbei Iweise durch 6ie transportiren6e Kraft 6es Wassers weithin nach allen Dichtungen als seiner Lehlamm geführt un6 en6lich mannigfach verunreinigt un6 vermischt mit 6en Ver- vvesungspro6ucten an6erer Oesleine, biI6en 6as Rohmaterial xu 6er ältesten aller Orossin6uslrien, 6er Ibonindustrie (Keramik); 6enn 6er Ibon isl nicht nur 6as ver- hreitetsle, fall mit Sicherheit überall clort xu hndende Material, wo 6ie öedingungen für 6auern6e Niederlassung un6 6auern6e Oultur gegeben ün6, sondern auch 6as 6em Ledürlniss am meislen xusagende. Welches Material böte 6er formen6en lland auch nur annähernd weniger Widerstände, um 6ocb 6abei 6ie geformte Oeslalt 6auern6 xu behalten, eine genügen6e Heftigkeit anxunehmen un6 )ene Lumme von Porosität xu behalten, welche in be/.ug auf Wärmeleitung un6 Düftung 6ie denkbar günstigste ist! bis war 6er gemailte Inslinct, welcher xucrst xur Verwen- 6ung 6es Dbones trieb un6 welcher 6ie fruchtbarstepbanxltatte für formende Kunst wurde. Wenn wir beute die Ibonindustrie xu den chemischen Industrien xäblen, so dürfen wir nicht vergeben, dafs die keramische Lbemie erst seit einigen Jahrzehnten xäblt, während die Lllltbe-Epochen der Industrie vor Jahrhunderten als eine Holge unablässiger Oründungsbegierde und empirischen Vergleichens und krobirens vor handen waren. Allerdings ist durch die Wissenschaft beute das Meiste, was früher Isigentbum eines Kinxigen war und mit ihm starb, Oemeingut aller kacbleute ge worden, und die technischen Fortschritte sind geradezu eben so epochemachend, wie die btmwälxung im Verkehrswesen in Dolge der Kründung der Dampfmaschine; aber die künstlerische Entwickel ung bat ihren Ilöliepunkt gewiss noch nicht erreicht. Die 1'bonerxeugnisse lassen sich in xwei grosse Olassen eintbeilen, von denen )ede einxelue in ihrer Masse physikalisch scbarf gekennxeicbnet erscheint, wahrend nach den verschiedenen Oraden der beinbeit, Homogenität und Därbung einerseits, nach dem verschiedenen Deberxuge xum Lcbutxe und als Decoration andererseits mehrere Ontergattungen sich ergeben, welche verschiedenen Zwecken dienen. Der Ilruch des fertigen Icrxeugnisses giebt den Maupteintbeilungsgrund ab. Ent weder ist derselbe porös oder xeigt einen höchstens gesinterten Lckerben, oder er ist vollkommen dickt, glasig, xeigt deutliche Lcbmelxltructur. Die Ibonwaaren mit nichtgeflossenem Lcberben sind entweder aus solchen sshonen gebrannt, welche keine Flussmittel enthalten, oder wenn dieselben vorhanden sind, nur bis xu solcher lemperatur gebrannt, die ein Drweicben oder Lcbmelxcn dieser Dlulsmittel nicht xulässt und nur ein Dichterwerden oder ^uiammsn- s;> 1'tion- 56.