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13 Dieselbe Lehre zog Somerö aus der römischen Geschichte, und jeder studirte Mann, der diese Geschichte wirklich versteht, wird zu geben, daß er Recht hatte. Die stattlichste Bürgermiliz, welche je eristirte, dürfte wohl die Italiens im dritten Jahrhunderte vor Vorfall bei Sphakteria. Es ist bemerkenswerth, daß sie bei dieser Gelegenheit von Truppen besiegt wurden, welche aus dem Kriege ein Handwerk machten. Die Macht, welche Cleon mit sich von Athen nach dem Busen von Pylos führte und welcher der Ausschlag in der Schlacht hauptsächlich zuzuschreiben ist, bestand aus Miethssoldatcn — schthischen Bogenschützen und tffracischer leichter Infan terie. Der Sieg, den die Lacedämonier über die große verbündete Armee bei Tegea gewannen, stellte jenes militairische Ansehen wieder her, welches ihr Unglück bei Sphakteria geschwächt hatte. Doch sogar bei Tegea zeigte es sich augenscheinlich, daß die Lacedämonier, obwohl Gelegenheitssoldatcn weit über legen, Soldaten vom Handwerk nicht gewachsen waren. Auf allen Punkten, bis auf einen, wurden die Verbündeten zurückgeworfen, aber auf diesem Punkte wichen die Lacedämonier, und das war, wo sie einer Brigade von Tausend argivischen Kerntruppen gegenüberstanden, welche der Staat, dem sie angehör ten, viele Jahre hindurch auf öffentliche Kosten für den Krieg geschult hatte und welche in Wirklichkeit ein stehendes Heer war. Nach der Schlacht bei Tegea vergingen viele Jahre che die Lacedämonier eine Niederlage erlitten. Endlich traf sie ein Unglück, welches alle ihre Nachbarn in Erstaunen setzte. Eine Abtheilung des Heeres des Agestlaus war abgeschnitten und fast bis auf den letzten Mann niedergehauen worden; und dieser Streich, welcher den Grie chen jener Zeit fast wunderbar erschien, wurde ausgeführt durch Jphikrates, welcher an der Spitze eines Söldnerheeres leichter Infanterie stand. Aber vom Tage bei Lcuktra an ging Sparta seinem Falle rasch und gewaltsam entgegen. Einige Zeit vor jenem Tage hatten die Thebaner den Entschluß gefaßt, das Beispiel nachzuahmcn, welches die Argiver vor vielen Jahren ausgestellt hatten. Einige Hundert riesiger, sorgfältig ausgesuchter Jünglinge wurden unter dem Namen Stadt-Eorps oder Heiliges Corps ausgcschicden, um ein stehendes Heer zu bilden. Ihr Geschäft war der Krieg. Sie campirten auf der Citadclle; sie wurden aus Staatskosten unterhalten und wurden durch unausgesetztes Erercitium die ersten Soldaten Griechenlands. Sie waren stets siegreich, bis sie bei Chäronea Philipps wunderbar disciplinirter Phalanx gegenüber standen; und selbst bei Chäronea wurden sie nicht in die Flucht geschlagen, sondern in ihren Reihen niedergehauen, kämpfend bis auf's Aeußerstc. Es war dieses Corps, welches, geführt von großen Generalen, der lacedämonischen Macht den entscheidenden Schlag gab. Es ist zu bemerken, daß keine Entartung unter den Lacedämonicrn statt fand. Sogar bis hinab zu der Zeit des PyrrhuS scheinen sie in allen mili- tairischcn Fähigkeiten ihren Vorfahren, welche bei Platea siegten, ebenbürtig gewesen zu sein. Aber ihre Vorfahren bei Platea hatten nicht solchen Feinden zu widerstehen.