Volltext Seite (XML)
Seine Zornausbrüche und Verzweiflung fürchtend, flüchtete sich die Königin in das Grabmonument und ließ die Fallgitter herunter, die durch Schlösser und Balken stark verwahrt waren. Dann ließ sie- dem Antonius die Nachricht von — ihrem Tode überbringen. Und dieser glaubte es! „Was zögerst du noch, Antonius? — sagte er zu sich selbst; — das Unglück hat dir den einzigen, letzten Grund genommen, noch am Leben zu hängen!" Mit diesen Worten gieng ec in sein Zimmer, nahm den Panzer ab, stellte ihn an seinen Platz und sagte: „O Kleopatra, das schmerzt mich nicht, dich nimmer zu haben; denn bald komm' ich an den nämlichen Ort! Aber daß ich, der große Imperator, thatsächlich mich von einem Weibe muß an tapferem Muth übertroffen sehen, — das thut Weh!" Er besaß einen treuen Sklaven, Namens Eros. Diesem hatte er schon seit langer Zeit die Aufforderung gegeben, nöthigenfalls ihn zu tödten, und bat ihn jetzt um die Erfüllung jenes Versprechens. Eros zog auch wirklich das Schwert aus der Scheide, hob es in die Höhe, scheinbar um Antonius den Todesstoß zu geben, dann aber kehrte er das Gesicht ab und erstach sich selbst. Als er zu Antonius' Füßen niedergesunken war, sagte dieser: „gut, mein Eros; du hast es nicht selbst zu thun vermocht, aber du zeigst mir, was ich zu thun habe!" Dann gab er sich einen Stich in den Bauch und ließ sich sodann auf das nahestehende Ruhebett niedersinken. Aber die Wunde war nicht geeignet, einen raschen Tod herbei zuführen. Deßwegen und weil die Blutung nach seinem Nicder- sinken wieder aufhörte, kam er wieder zu sich und bat nun die An wesenden, ihn vollends umzubringen. Allein diese liefen aus dem Zimmer davon, während er immerfort schrie und sich herumwarf, bis von Kleopatra deren Sekretär Diomedes kam, welcher Befehl hatte, ihn in das Grabmonument zu ihr zu bringen. 77. Auf die Kunde, daß sie noch lebe, gab er seinen Dienern in leidenschaftlicher Weise Befehl, „sie sollten ihn forttragen!" Und so brachte man ihn wirklich an den Eingang des Grabgemachs, aus den Händen getragen. Allein Kleopatra machte die Thüre nicht auf, sondern ließ nur an den: Fenster, wo sie sich zeigte, Seile und Taue herunter. Nachdem man den AntoniuS daran angebunden, zog sie ihn 6*