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er, seinen Gegner sowohl zu Wasser als zu Lande anzugreisen. Bei der Tafel (erzählt man,) befahl er seinen Sklaven, ihm dießmal nur recht herzhaft und wacker einzuschenken; „man könne nicht wissen, ob sie das morgen noch thun könnten und nicht vielmehr andere Herren zu bedienen hätten, und er selbst dann draußen liege — als eine Leiche, als ein Nichts!" Wie er seine Freunde über diese Aeuße- rungen weinen sah, erklärte er: „er wolle sie nicht in einen Kampf mitnehmen, in welchem er für sich mehr nur einen ruhmvollen Tod suche, als Rettung und Sieg!" In dieser Nacht, — wird erzählt, — ungefähr in der Mitte derselben, während bei der allgemeinen Angst und dem Warten auf die Dinge, die da kommen sollten, Alles in der Stadt ruhig und niedergeschlagen war, hörte man plötzlich eine Musik von allerhand Instrumenten und ein Volksgeschrei, verbunden mit Jauchzen und satyrmäßigem Tanzen, wie wenn ein Bacchantentrupp nicht ohne wil den Lärm seinen Auszug hielte. Der Marsch gieng mitten durch die Stadt, dem Thore zu, welches auswärts in der Richtung der Feinde lag; nachdem das Getümmel dort seinen höchsten Grad erreicht, Höne es wieder auf. Genaueres Nachdenken über diese Erscheinung führte zu der Vermuthung, daß gerade der Gott, welchem Antonius von jeher sich am meisten zu verähnlichen und verwandt darzustellen suchte, ihn in diesem Augenblicke verlassen wolle. 76. Mit Tagesanbruch brachte er selbst seine Landarmee auf den vor der Stadt gelegenen Hügeln in eine feste Stellung, und be obachtete sodann, wie seine Schiffe auöliefen und gegen die feindliche Flotte heransegelten. In der Erwartung, irgend eine größere That von ihnen verrichtet zu sehen, blieb er einige Zeit dort stehen. So bald sie jedoch nahe genug waren, begrüßten sie Cäsars Mannschaften mit ihren Rudern und da jene den Gruß erwiderten, so giengen sie über und die gesammte jetzt vereinigte Flotte segelte nun gemeinschaft lich mit ihrer Front gegen die Stadt heran. Kaum hatte dieß An tonius gesehen, als er in diesem Augenblicke auch von der übergehen den Reiterei im Stiche gelasten wurde. Da nun sein Fußvolk eben falls eine Niederlage erlitt, so zog er sich in die Stadt zurück, indem er laute Klagen über Kleopatra erhob, die ihn an Leute verrathen habe, mit denen er doch nur um ihretwillen den Krieg angefangen!