64 mit Ausnahme des ältesten von der Fulvia; denn dieser Sohn war bei dem Vater. Dabei beklagte sie es, wie man erzählt, mit tiefem Schmerze, daß man auch sie für eine der Ursachen des Krieges an sehe. In Rom bedauerte man nicht sowohl sie, als vielmehr den Antonius, und namentlich geschah dieß von Seiten Aller, welche die Kleopatra persönlich gesehen hatten, indem letztere sich weder durch Schönheit, noch durch Jugend vor Oktavia auszeichnete. 58. Als Cäsar von der Schnelligkeit, wie von der Größe der feindlichen Rüstungen hörte, gerieth er doch in bedeutende Unruhe, indem er noch in dem laufenden Sommer zu dem entscheidenden Kampf gezwungen zu werden fürchtete. Denn es fehlte ihm noch an vielen Stücken und unter den Leuten war man über die Geldcontri- butionen höchst unzufrieden. Die Bürger mußten zwangsweise ein Viertel ihrer Einkünfte, die Freigelassenen sogar den achten Theil ihres ganzen Vermögens abtragen. Sie erhoben daher ein großes Geschrei gegen ihn; auch herrschten in Folge davon unruhige Bewe gungen in ganz Italien. Deßhalb hält man auch den Aufschub des Kriegs für einen der größten Fehler, den Antonius je begangen hat. Denn dadurch gab er dem Cäsar Zeit, sich gleichfalls zu rüsten, und ließ die unruhigen Bewegungen sich wieder legen. Während die Leute nämlich ausgepreßt wurden, zeigten sie sich empört, nachdem sie ausgepreßt waren und bezahlt hatten, kehrte die Ruhe zurück. Jetzt giengen auch Titus und Plancus, bisher Antonius' Freunde unter den Consularen, von Kleopatra schwerbeleidigt, weil sie hauptsächlich ihrer Theilnahme an dem Feldzug entgegengetreten waren, urplötzlich zu Cäsar über und gaben Enthüllungen über An tonius' Testament, dessen Inhalt ihnen anvertraut worden war. Dieses Testament war bei den vestalischen Jungfrauen niedergelegt, die es trotz Cäsars Bitten nicht heraus gaben; „wenn er es haben wolle, ließen sie ihm sagen, so möge er selber kommen." Er kam also wirklich und holte es. Zuerst gieng er die Papiere für sich allein durch und bezeichnet- sich nur die leicht angreifbaren Stellen; dann aber versammelte er den Senat und las das Ganze öffentlich vor, — zum großen Mißbehagen der meisten Mitglieder. Denn es kam ihnen doch befremdlich und hart vor, daß Jemand schon bei Leb zeiten sich über Dinge verantworten sollte, die er erst nach seinem