Volltext Seite (XML)
62 hinausgedrängt und aller Ehren und Würden beraubt habe, während er selbst die Armee, das Land, die Einkünfte, welche dem Lepidus zngctheilt waren, fortwährend behalte; endlich vor Allem, daß er an seine eigenen Soldaten nahezu ganz Italien vertheilt habe, ohne den Soldaten des Lepidus das Geringste übrig zu lassen." Cäsars Vertheidignng bestand darin, daß er behauptete: „den Lepidus habe er nur abgesctzt wegen des von demselben bewiesenen Uebermuths; seine Eroberungen wolle er gerne mit Antonius theilen, wenn dieser gleichfalls Armenien mit ihm theile; aber auf Italien hätten dessen Soldaten keinen Anspruch; sie seien ja im Besitze von Medien und Parthien, welche sie in erfolgreichen Kämpfen unter ihrem Imperator für Rom errungen hätten!" 56. Antonius hielt sich gerade in Armenien auf, als diese Nachrichten bei ihm eintrafen. Augenblicklich ertheilte er dem Cani- dius Befehl, mit sechzehn Legionen an die Küste zu marschiren. Er selbst nahm, in Begleitung von Kleopatra, seinen Weg nach Ephesus. Dort sammelte er seine Seemacht von allen Seiten her, — achthun dert Schiffe, (die Laftschisie mit eingerechnet,) wovon Kleopatra zwei hundert stellte, neben zweitausend Talenten an Geld und dem Kriegs proviant für die ganze Armee. Antonius gab jedoch, auf dringendes Anrathen des Domitius und einiger Andern, der Kleopatra die Weisung, wieder nach Aegyp ten heimzusegeln, um dort den Ausgang des Krieges abznwarten. Allein aus Besorgniß vor einem abermaligen, durch Oktavia bewirk ten Ausgleich bewog sie den Canidius mittelst einer bedeutenden Geldsumme, mit Antonius über sie zu sprechen, indem er ihm vor stellte: daß es zunächst unbillig sei, eine Frau, welche so bedeutende Beisteuern leiste, vom Kriege zurückzuweisen; ebensowenig sei es von Vortheil, hiedurch die Aegypter muthloser zu machen, welche doch einen ansehnlichen Theil der Marine bildeten; außerdem könne er auch gar nicht einsehen, hinter welchem von all den Fürsten, welche den Feldzug mitmachten, Kleopatra an Intelligenz zurückstehe, — sie, die schon eine geraume Zeit auf die selbständigste Weise in einem so bedeutenden Königreich die Regierung führe, auch schon lange mit Antonius in persönlichem Umgang stehe und hiebei die Behandlung
