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Geliebte und scheue diesen Namen nicht, halte ihn auch nicht unter ! ihrer Würde, so lange sie nur ihn sehen, mit ihm leben könne; der- I stoße man sie, — das werde sie nicht überleben." Endlich gelang eS auf diesem Wege den guten Mann so weich und zärtlich zu stimmen, daß er in der Besorgniß: „Kleopatra möchte I sich wohl gar um's Leben bringen!" wieder nach Alexandrien um- j kehrte und den Mederfürsten auf eine spätere Jahreszeit vertröstete, obgleich die Parther, eingehenden Nachrichten zu Folge, damals innere Händel unter sich hatten. Demungeachtet machte er später selbst eine Reise nach Medien, zog den König wieder zu einem freundschaftlichen Verhältniß an sich, erkor eine noch ganz junge Tochter desselben zur Gattin für einen seiner Söhne von Kleopatra und kehrte nach voll zogener Verlobung wieder zurück, indem er bereits für den Bürger krieg seine Anstalten traf. 54. Sobald Oktavia wieder von Athen zurück war, gab ihr Cäsar, der sich tief gekränkt glaubte, den Befehl, fortan von ihrem Gatten getrennt zu wohnen. Allein sie erklärte, dessen Wohnung nicht verlassen zu wollen; ja, sie bat sogar Cäsar selbst, sofern er nicht ans anderweitigen Gründen einen Krieg gegen Antonius be schlossen habe, auf ihre Verhältnisse keine Rücksicht zu nehmen; denn „es würde schon zum bloßen Anhören häßlich sein, wenn von den größten Imperatoren der eine aus Liebe zu einem Weibe, der andere ans Eifersucht die Römer in einen Bürgerkrieg stürzen wollte." Sie blieb fortwährend im Hause, wie wenn Antonius selbst noch da wäre; zugleich sorgte sie in edler, großartiger Weise für die Kinder, und zwar nicht bloß für ihre eigenen, sondern auch für die ihrer Vorgängerin Fulvia. Auch empfieng sie alle Freunde des AntouiuS, welche in einer Amtsbewerbnng oder politischen Angelegenheit her geschickt wurden, freundlichst und unterstützte dieselben in ihren Ge suchen bei Cäsar. Allein ohne es zu beabsichtigen schadete sie hiedurch nur dem Antonius, den man jetzt wegen seines ungerechten Benehmens gegen eine solche Frau allgemein haßte. Dieser Haß hatte übrigens noch einen weiteren Grund in den Verschenkungen an seine Kinder in Alexandrien, indem man hierin nur eine Schauspielerei, Uebermuth und Feindschaft gegen Rom zu erblicken vermochte. Er ließ nämlich