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57 marsch durch das gesegnete Land verfielen sie, nachdem der äußerste Mangel vorangcgangcn war, in ein Uebermaß aller möglichen Ge nüsse, was sodann zahlreiche Erkrankungen an Wassersucht und Ruhr zur Folge hatte. 50. Bei der Musterung, welche Antonius hier abhielt, fand er einen Verlust von 20,000 Mann Fußvolk und 4000 Reitern vor, die jedoch keineswegs alle durch Feindeshand, sondern zur größe ren Hälfte durch Krankheit ihren Tod gefunden hatten. Der Marsch von Phraata her hatte siebenundzwanzig Tage gedauert; in achtzehn Schlachten waren die Panher besiegt worden; indessen hatten diese Siege keinen Nachdruck, keine dauernden Resul tate gehabt, weil man die Verfolgung immer nur auf kurze Strecken und unvollständig auSzuführen vermochte. Und hieran offenbarte es sich am deutlichsten, daß der Armenier Artavasdes es war, der dem Antonius den glücklichen Ausgang dieses Krieges entzogen hatte. Denn wären die 26,000 Mann Reiterei, mit welchen er aus Me dien wieder heimzog, noch dagewesen, ähnlich ausgerüstet, wie die Parther, und gewohnt, mit diesen zu kämpfen, so hätten die Römer den kämpfenden Feind in die Flucht schlagen, Jene die Fliehenden abfangen können und es wäre den Parthern unmöglich geworden, nach einer erlittenen Niederlage sich so oft zu erholen, um einen neuen Versuch zn wagen. In ihrer Erbitterung hierüber suchten Alle den Antonius zur Rache an dem Armenier aufzustacheln. Allein Antonius sprach in kluger Berücksichtigung der Umstände weder einen Tadel über die begangene Vcrrätherei aus, noch brach er das Mindeste an seinen gewöhnlichen Freundlichkeits- und Achtungsbezeugungen gegen den selben ab, weil er mit seiner Armee zu schwach und mittellos war. Später jedoch, als er einen abermaligen Einfall in Armenien machte, bewog er ihn durch vielfache Versprechungen und Einladungen, sich ihm in die Hände zu liefern, nahm ihn sodann fest und führte ihn in Fesseln nach Alexandrien, wo er seinen Triumph abhielt. Das Letztere berührte die Römer am unangenehmsten, weil er mit den schönen, ehrwürdigen Gebräuchen der Heimat, der Kleopatra zu Liebe, den Aegyptern etwas zum Besten gab. Uebrigens fällt diese Sache erst in eine spätere Zeit.