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30. Während AntoniuS solche tolle und muthwillige Streiche ausführte, überraschten ihn zwei Botschaften. Die eine kam von Rom: „sein Bruder Lucius und seine Gattin Fulvia hätten zu erst Händel bekommen, dann gegen Cäsar Krieg geführt, aber ihre Sache verloren und seien aus Italien geflohen." Die andere Nach richt war ebenso wenig tröstlich: „Labienus nähere sich an der Spitze einer parthischen Armee und verheere in Asien die Länderstriche vom Euphrat und von Syrien an bis nach Lydien und Jonien." Mit vieler Mühe erwachte also Antonius aus seinem Schlafe, vielmehr seinem Rausche, und beeilte sich, den Parthern entgegen zutreten. Er rückte bis Phönikien vor; als ihm jedoch Fulvia thrä- nenreiche Briefe schickte, machte er eine Schwenkung nach Italien an der Spitze von zweihundert Schiffen. Unterwegs nahm er seine ge flüchteten Freunde auf, welche ihm mitthcilte», daß eigentlich Fulvia an dem Kriege schuldig sei, — Fulvia, ein Weib unruhigen Geistes nnd keck von Natur, welche jetzt überdieß hoffte, den Antonius der Kleopatra am ehesten abspenstig machen zu können, wenn in Italien irgend eine Bewegung stattfinde. > Ein glücklicher Zufall wollte nun, daß Fulvia auf der Fahrt zu ihm in Sikyon einer Krankheit erlag. Hiedurch wurde seine Ver söhnung mit Cäsar in diesem Augenblick wesentlich begünstigt. Denn bei seiner Ankunft in Italien nahm Cäsar den entschiedensten Schein an, daß er dem Antonius durchaus keinen Vorwurf mache, und Letz terer selbst schob von Allem, was man ihm Vorwersen konnte, die Schuld lediglich auf Fulvia. Die beiderseitigen Freunde duldeten nun keine nähere Auseinandersetzung der Gründe, sondern führten eine Aussöhnung herbei und vertheilten das ganze Reich, indem man das jonische Meer zur Gränzlinie machte, so daß dem Antonius der Osten zufiel, wie dem Cäsar der Westen, und Lepidus im Besitze von Afrika blieb. Auch wurde bestimmt, daß, im Falle sie nicht selbst das Consulat zu übernehmen wünschten, abwechselnd ihre Freunde dieses thun sollten. 31. So sehr nun diese Ordnung der Verhältnisse geeignet er schien, so bedurfte sie doch noch einer festeren Gewährleistung, welche ein glücklicher Zufall darbot. Oktavia war die ältere Schwester Cäsars, doch nicht von der 3*