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sogleich zu speisen wünsche, oder in der nächsten Viertelstunde; es könne auch der Fall eintreten, daß er das Essen hinausschiebe, weil er vorher einen Becher trinken wolle oder weil er gerade eine Unter redung habe. „Deßwegen (habe der Koch gesagt) wird nicht bloß eine einzige Mahlzeit fertig gemacht, sondern viele; denn man kann den Augenblick nicht errathcn!" So erzählte Philotas und im weiteren Verlaufe der Zeit sei er unter das Dienstpersonal von Antonius' ältestem Sohne, den er von Fulvia hatte, gekommen und habe nebst den andern guten Freun den öfters ganz gemüthlich bei ihm gegessen, wenn derselbe nicht ge rade mit seinem Vater speiste. Nun habe er einmal einem groß sprecherischen Arzt, der au der Tafel ihnen sehr lästig fiel, durch folgenden Trugschluß das Maul gestopft: „einem Patienten, der ein bischen Fieber hat, muß man kaltes Wasser geben; nun hat aber jeder Fieberkranke ein bischen Fieber; also muß man jedem Fieber kranken kaltes Wasser geben." Hierdurch war der Mensch völlig geschlagen und wußte nichts mehr vorzubringen; aber der junge An tonius lachte vor Freuden und sagte: „das Alles, Philotas, mach' ich dir zum Geschenk!" wobei er ihm den Tisch, voll von einer Menge großer goldener Pokale, zeigte. Philotas selbst erkannte nun zwar die Freundlichkeit an, war jedoch weit entfernt, zu glauben, daß ein junger Mensch in diesen Jahren schon die Vollmacht habe, derartige Geschenke auszutheilen, bis gleich darauf ein Diener alle die Pokale in einem Korbe zusammenpackte und ihm überbrachte, mit der Auf forderung, sein Siegel daranfzusetzen. Als Philotas sich entschieden weigerte und sich fürchtete, die Sache anzunehmen, habe der Bursche gesagt: „wozu da ein Bedenken, du Thor? Weißt du nicht, daß der Geber des Antonius Sohn ist, der ohne Umstände soviel goldene Sachen herschenken kann? Aber wenn ich dir rathen darf, so tausche Alles bei mir gegen baares Geld um; denn vielleicht könnte der Vater Einiges als Alterthum und wegen seines Kunstwerthes un gern vermissen!" Dies — sagte mir mein Großvater, — habe ihm Philotas allemal ausführlich erzählt. 29. Kleopatra verstand es, ihre Schmeichelei nicht bloß, wie Plato sich ausdrückt, in vier, sondern in noch viel mehr Stückchen Plutarch. xxix. 3