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lachen. Dieß hatte jedoch eine sehr nachtheiligc praktische Folge. Von Leuten, welche beim Spaßmachen einen ordentlichen Freimuth zeig ten, setzte er voraus, daß sie bei ernsten Gegenständen sich nicht als Schmeichler benehmen würden. Und so ließ er sich ohne Mühe von ihren Lobeserhebungen fangen, weil Einige, die ihren Schmeichel worten eine gewisse Freimüthigkeit als beizende Würze beizumischen wußten, hiezu denselben das Eckelhafte benahmen und durch ihr keckes Plaudern beim Becher soviel erreichten, daß ihre Unterthanigkeit und Geschmeidigkeit in politischen Dingen nicht als Augendienerei, sondern vielmehr als Ergelmiß des Nachdenkens und der zwingendsten Gründe erschien. 25. War dieß der natürliche Charakter des Antonius, so kam noch als äußerster Jammerstand seine Liebe zu Kleopatra hinzu. Diese Liebe war es, was viele noch verborgene, noch schlummernde Leidenschaften in ihm weckte und zur Raserei anfachte, während sie den etwa vorhandenen Rest von Edlerem und Heilsamem, das ein Gegengewicht bildete, völlig zurücktreten ließ und ebenfalls noch ver derbte. Die Geschichte, wie er in die Schlinge gerieth, war folgende: Beim Beginn des Partherkriegs hatte er an sie den Befehl ge schickt, sich in Kilikien vor ihm zu stellen, um sich über die Beschul digung zu verantworten, daß sie dem Cassius bedeutende Beiträge zur Führung des Krieges gegeben habe. Sobald jedoch sein Abgesandter, Dellius, das Aeußere der Kleopatra sah und ihre Gewandtheit, ihre schlaue Feinheit in der ganzen Art ihres Sprechens bemerkte, hatte er sogleich ein Gefühl davon, daß Antonius einem solchen Weibe in Ewigkeit nichts zu Leid thun würde, daß sie vielmehr bei ihm zum größten Einfluß gelangen müsse. Deßhalb machte er der Aegypterin alsbald den Hof und suchte sie zu veranlassen, — ähnlich wie es Homer schildert, — „in glänzendem Anzug"*) nach Kilikien zu kommen und vor Antonius sich nicht zu fürchten, welches der liebens würdigste und freundlichste aller Generale sei. Und Kleopatra, theils durch Dellius' Zureden bewogen, theils aus dem Eindrücke, den sie durch ihre Schönheit früher auf Cäsar und Pompejus' Sohn Cnejus ') Brgl. Hom. Jl. XIV. 102., «o Juno sich entschließt, In lieblichem An tug ,u Jupiter ju gehen, um dessen Liebe ,u erwerben.