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so brachte man ebensogut diejenigen um, welche man hingab, als Solche, die man dafür cmpfieng. Nur war das Verbrechen noch größer gegenüber den Freunden, die man erwürgte, ohne sie auch nur zu hassen. 20. Neben diesem Ausgleich stellten die in der Nähe befind lichen Truppen jetzt das weitere Verlangen, daß Cäsar durch eine j Vermählung das Freundschaftsband noch enger knüpfen möge, indem er Clodia, eine Tochter von Antonius' Gemahlin Fulvia aus erster Ehe, zur Gattin nehmen sollte*). Auch hierüber vereinigte man sich, worauf von den Triumviru durch Achtserklärung dreihundert Perso nen dem Tode geweiht wurden. Nachdem Cicero niedergestochen war, befahl Antonius, ihm den Kopf abzuhauen und ebenso die rechte Hand, womit er seine Reden gegen ihn geschrieben hatte. Man brachte ihm beide und er betrachtete sie längere Zeit mit Entzücken und oftmals laut jubelnd vor Freude. Dann, als er satt hatte, befahl er, sie auf den, Forum, auf der Rednerbühne anszustellen, wie wenn er dadurch noch dem Todten eine Schmach anthäte und nicht vielmehr den Be weis von der schmählichen Weise ablegte, wie er selbst gegen daS Schicksal frevelte und seine amtliche Gewalt beschimpfte. Antonius' Oheim Cäsar, den nian gleichfalls aufsnchte und ver folgte, flüchtete sich zu seiner Schwester. Letztere blieb, als die Mörder da waren und in ihr Zimmer eindringen wollten, unter der Thüre stehen, breitete ihre Arme aus nach rechts und links und schrie immer fort: „nein, den Lucius Cäsar könnt ihr nicht umbringen; vorher müßt ihr mich umbringen, die Mutter eures Generals!" Durch dieses muthige Auftreten gelang es ihr wirklich, ihrem Bruder durch zuhelfen und ihn vom Tode zu erretten! 21. Empfanden nun die Römer das Triumvirat überhaupt in den meisten Stücken als einen Druck, so trug doch hievou den größten Theil der Schuld Antonius, welcher älter war, als Cäsar, und mächtiger, als Lepidus, und jetzt abermals in jenes lustige, lüder- liche Leben vollständig versank, sobald er von ernsteren Geschäften etwas Luft bekam. ») Cäsar hatte bereits eine Gattin, Servilia, die er jetzt entlassen mußte: auch Clodia wurde bald von ihm an ihre Mutter zuriirkgefchicht,