Volltext Seite (XML)
23 und während er tatsächlich die vollständigste Gewalt in Händen hatte, ließ er dennoch dem Andern fortwährend seinen Titel und seine Auszeichnung als Imperator. Dieß hatte die Wirkung, daß auch Munatius Plancus, welcher mit einer starken Truppenmacht in ge ringer Entfernung stand, sich an ihn anschloß. Hiedurch auf's Neue zu großer Macht gelangt, kehrte er über die Alpen nach Italien zurück, an der Spitze von 17 Legionen Fuß volk und 10,000 Reitern. Außerdem hatte er zur Bedeckung Gal liens sechs Legionen unter einem gewissen Varius, mit dem Beinamen „Kotylo"*), hiuterlassen, einem Manne, der auch zu seinen guten Freunden und Zechbrüdern gehörte. 19. Cäsar achtete jetzt nicht weiter auf Cicero, in welchem ec einen treuen Anhänger der Freiheit wahrnahm. Dagegen machte er durch Vermittlung seiner Freunde deui Antonius Versöhnungsvor schläge. So kamen also die Drei auf einer kleinen Flußinsel **) zu sammen, wo sie drei Tage lang ihre Sitzungen hielten, lieber die meisten Punkte konnte man sich freundlich verständigen und so ver theilten sie das ganze Reich unter einander, wie Brüder die Hinter lassenschaft ihres Vaters. Nur die Meinungsverschiedenheit über die Personen, welche um gebracht werden sollten, machte ihnen viel zu schaffen, indem Jeder seine Feinde aus dem Wege zu räumen, dagegen seinen Angehörigen das Leben zu retten wünschte. Endlich opferten sie der Erbitterung, welche sie gegen die Gegenstände ihres Hasses fühlten, die Ehre ihrer Verwandten, wie die Liebe zu ihren Freunden auf. Dem Antonius zulieb gab Cäsar den Cicero Preis, wie Antonius dem Cäsar zulieb seinen Oheim mütterlicherseits, den Lucius Cäsar. Ferner gestattete man dem Lepidus, seinen Bruder Paulus aus dem Wege zu räumen, wiewohl nian auch behauptet, daß Lepidus den Paulus aufgegcben habe, weil die beiden Andern seinen Tod verlangten. Noch nie gab es, meiner Ansicht nach, eine größere Grausamkeit und Barbarei, als diesen Tauschhandel. Wen» man Mord gegen Mord verschacherte,