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47 abermaliger Fehler, nicht bloß, weil er dadurch den Kämpfenden die Scham und das Ehrgefühl entzog, welches sie vor seinen Augen und in seiner Anwesenheit besaßen, sondern auch, weil er gerade die kräf tigsten, ihm persönlich ergebensten Leute von der Reiterei, wie vom Fußvolk, als Leibwache wegzog und dadurch seiner Armee gleichsam die Sehnen abschnitt. Der Zufall wollte, daß in jenen Tagen auch am Po ein Treffen stattfand. Cäcina beabsichtigte, eine Brücke zum Uebergang schlagen zu lasten; Otho's Leute suchten dieß durch ihre Angriffe zu verhindern. Als sie jedoch nichts ausrichtcten, legten sie Fackeln mit Schwefel und Pech in ihre Kähne, und ein Wind, der sich plötzlich an deni Uebergangspunkt erhob, fieng an, das Feuer aus dem her gerichteten Brennmaterial gegen die Feinde auszuwerfen. Zuerst kam ein Rauch, dann loderten die Flanimen hell auf*). Aber da durch geriethen sie selbst in Verwirrung, sprangen über Bord, schlu gen dabei mit den Schiffen um und gaben sich den Feinden in einer höchst komischen Weise preis. Auch die Germanen, welche mit Otho's Gladiatoren bei einer kleinen Flußinsel handgemein wurden, behielten die Oberhand und erlegten ihrer eine bedeutende Zahl. 11. Nach diesen Vorfällen und wegen der Erbitterung, womit Otho's Soldaten bei Bedriacnm auf die Entscheidungsschlacht dran gen, ließ sie Proculus jetzt von Bedriacum ausrücken und schlug sein Lager in einer Entfernung von fünfzig Stadien auf. Er that dieß aber in einer so ungeschickten, lächerlichen Weise, daß er, obgleich es Frühjahr war und die Gegend ringsherum viele Quellen und nie vertrocknende Flüsse hatte, dennoch von Wassermangel bedrängt wurde. Am folgenden Tage wünschte er gegen die Feinde vorzurücken, und zwar einen Weg von nicht weniger als hundert Stadien. Deß- wegcn duldete Paulinus dieses Vorhaben nicht und meinte: man müsse warten und sich nicht zum Voraus abmatten, auch nicht un mittelbar nach dem Marsche ein Gefecht anfangen gegen Feinde, die sich in aller Ruhe hätten waffnen und aufstellen können, während ») Di- Erzählung von diesen Bränden ist bei Plntarch selbst ziemlich unklar,