Volltext Seite (XML)
39 wirklich eine Besorgniß hegten oder Alles nur zum Vorwand brauch-« ten, um Unruhe zu stiften und einen Kampf herbeizuführen. Als Otho den Crispinus absandte, um die 17. Cohorte von Ostia abzuführen und derselbe Nachts bereits zusammenpacken und die Waffen auf die Wägen verladen ließ, erhoben die frechsten ins- gesammt ein Geschrei: „Crispinus sei mit unsauberen Absichten ge kommen; der Senat wolle eine Revolution, — und die Waffen schaffe man fort — gegen den Kaiser, nicht für den Kaiser!" Diese Aeußerung machte vielfach Eindruck und erhitzte die Gemüther. Die Einen fielen die Wägen an, Andere ermordeten die beiden Cen- turionen, welche sich ihnen widersetzten, wie auch den Crispinus selbst. Alle aber machten sich fertig und brachen unter gegenseitigen Ermun terungen , dem Kaiser beizustehen, nach Nom auf. Als sie dort erfuhren, daß gerade achtzig Senatoren bei dem Kaiser zur Tafel seien, stürmten sie nach dem Palaste. „Jetzt, (sag ten sic,) sei der rechte Augenblick, um alle Feinde des Kaisers auf einmal fortzuschaffen!" In der Stadt herrschte bei der Erwartung einer sofortigen Plünderung der größte Tumult; im Palaste lies gleichfalls Alles durcheinander, und Otho befand sich in entsetzlicher Verlegenheit. Fürchtend für alle diese Männer, war er ihnen zu gleich selbst ein Gegenstand der Furcht und sah sie, sprachlos und angsterfüllt, in banger Erwartung ihre Blicke nach ihm richten; Einige waren auch mit ihren Gattinnen zur Tafel erschienen. Er schickte daher die Obersten der Leibwache ab, welche Befehl hatten, mit den Soldaten zu reden und dieselben zu besänftigen. Zugleich ließ er seine eingeladenen Gäste aufbrechen und durch eine andere Thüre entwischen. Und kaum waren sie glücklich entronnen, als die Prätorianer in den Saal eindrangen und nach des Kaisers Feinden fragten. Da erhob sich nun Otho von seinem Platze und es gelang ihm durch vielfache Ermahnungen und Bitten, wobei er auch seine Thränen nicht sparte, schließlich doch, wiewohl mit Mühe, sie wieder fortzubringen. Am folgenden Tage beschenkte er sie alle, Mann für Mann, mit 1250 Drachmen, worauf er sich in's Lager begab, das ganze Corps wegen seiner guten Gesinnung und Ergebenheit belobte und nur hinzufügte, daß „einige Wenige in bösen Absichten aufwiegeln