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Soldaten gegen Galba war durchaus allgemeiu, weil er ihnen ihr Donativ nicht gab. Als besondern Grund brachten sie die schmäh liche Wegwerfung des Virginius Rufus vor, ferner: — daß die jenigen gallischen Stämme, welche gegen sie gekämpft, Geschenke er hielten, dagegen alle, welche sich nicht an Vindex angeschlossen, dafür bestraft würden; nur gegen Bindex fühle Galba eine gewisse Dank barkeit, ehre ihn noch im Tode und zeichne ihn durch öffentliche Leichenopfer aus, wie wenn er von ihm allein zum römischen Kaiser ernannt worden wäre. Während solche Aeußerungen im Lager bereits ganz unverholen herumgingen, kam der Neumond des ersten Monats heran, die so genannten 6a1suäas llo.uuo.rius. Flaccus hatte die Truppen Zu sammenkommen lassen, um dem Kaiser den an diesem Tage herkömm lichen, erneuerten Eid zu schwören. Aber wie sie nun kamen, wurden die Statuen des Galba von ihnen umgeworfen und niedergerissen; dagegen schworen sie unaufgefordert dem römischen Senat und Volk, worauf sie sich zerstreuten. Jetzt lag den Offizieren die Besorgniß nahe, daß der Abfall von Galba zur völligen Insubordination führen könnte. Deßwegen sprach Einer in ihrer Mitte: „Was soll das, Kameraden? Wir schaffen uns keinen neuen Kriegsherrn und halten nicht fest an dem jetzigen. Das sieht aus, als ob wir nicht dem Galba, sondern überhaupt jedem Kommandirenden und jedem Kommando davon- laufen möchten. Flaccus HordeoniuS ist freilich nichts Anderes, als das leere Schattenbild von Galba; von dem wollen wir nichts! Aber nur einen Tagmarsch von uns entfernt steht Vitellins, Statt halter der andern germanischen Provinz, dessen Vater Censor, drei maliger Consul und gewissermaßen Mitregent des Kaisers Claudius war. Er selbst besitzt an seiner Armuth, worüber Einige schelten, den glänzendsten Beweis seiner Rechtschaffenheit und Großherzigkeit. Wohlauf, den laßt uns wählen und der Welt zeigen, daß wir eine Kaiserwahl besser verstehen, als die in Spanien und Lusitanien!" Hiezu wollten sich nun Manche bereits verstehen, Andere nicht. Indessen schlich sich ein Fahnenträger fort und machte dem Vitellins Meldung in der Nacht, als gerade viele Gäste bei ihm tafelten. Das Gerücht verbreitete sich auch zu den verschiedenen Armeen, und der