Heil und Segen anwünschten, machte die Masse der Soldaten zu erst nur einen störenden Lärm; hierauf, als die Offiziere ihre Ge bete und Wünsche wiederholten, schrieen sie drein: „wenn er's Werth ist!" 19. Aehnliche Zeichen von Uebermuth fanden sich auch bei den unter Tigellinus stehenden Legionen, worüber von den Vorgesetzten häufig Meldungen bei Galba einliefen. Dieser gerieth jetzt in Furcht, weil er, wie er glaubte, nicht bloß wegen seines Alters, sondern auch wegen seiner Kinderlosigkeit geringgeschätzt wurde. Er gedachte also, einen jungen Mann aus vornehmer Familie zu adoptiren und zum Thronfolger zu ernennen. Dieß war Marcus Otho, der Sprössling eines guten Hauses, aber durch Ueppigkeit und Sinnengenuß schon seit seinem Knabenalter so verdorben, wie wenige andere Römer. Wie Homer den Alexandres nur „der schöngelockten Helena Gattin" nannte und ihn also nach seiner Frau bezeichnet, weil er sonst nichts Anderes zu seiner Ehre anzugebcn weiß: so war Otho gleichfalls in Nom eine allbekannte Persönlichkeit, namentlich durch seine Vermäh lung mit Poppäa *). In diese Dame, damals Gemahlin des Cris- pinns, verliebte sich Nero; weil er sich jedoch vor seiner eigenen Gat tin**) scheute und auch seine Mutter noch fürchtete, so schickte er zuerst den Otho an Poppäa, um bei ihr einen Versuch zu machen. Denn an Otho besaß er bei dessen Lüderlichkeit einen guten Freund und Kameraden und ließ sich von ihm sogar oft wegen Knauserei und Schäkerei aufziehen, was ihm nur Spaß machte. So halte Nero einmal den Otho mit einer sehr theuren Salbe salben und be sprengen lassen; am folgenden Tag lud Otho den Nero ein. Man hatte indessen auf allen Seiten goldene und silberne Röhren ange bracht, welche plötzlich hervortraten und nun die wohlriechende Essenz wie Wasser ausströmen ließen, so daß alles ganz naß wurde. Aber auch die Poppäa hatte er, in Nero's Interesse, als Vormann zur Untreue verführt. Durch die Hoffnungen auf den Besitz des Kai sers, die er ihr machte, hatte er sie bestochen und sodann zur Tren- -) Sie galt sür die schönste Dam« in Rom, die sich auch durch Witz und Ar tigkeit im Umgang auSzeichneie. Dieß war damals noch vctavia, Tochter deS Kaisers Claudius und der Messalina.