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17 Macer halte in Afrika die Proviantzufuhr zurück, — dann wieder: man bemerke unruhige Bewegungen unter den deutschen Legionen, und von den Truppen in Syrien und Judäa höre man Aehnliches. Allein Galba schenkte diesen Mittheilungen lediglich keine Auf merksamkeit und keinen Glauben; daher beschloß Nymphidius, ihm mit dem Handeln zuvorzukommen. Freilich — Clodius Celsus aus Antiochien, ein einsichtsvoller, dabei dem Nymphidius wohlgesinnter und treuer Mann, widerrieth ihm die Sache mit der Bemerkung: „er glaube nicht, daß in Rom ein einziges Quartier den Nymphidius als Kaiser erkennen werde." Allein Viele lachten ihn aus, und Mithridates aus Pontus, der zugleich über den kahlen Kopf und die Runzeln Galba's spöttelte, äußerte sich dahin: „im Augenblick halte man in Rom den Galba noch für etwas Rechtes; aber man brauche ihn nur zu sehen, dann werde sich zeigen, daß er für jeden Tag eine Schande sei, an dem man ihn „Kaiser" schelte!" 14. Man faßte jetzt den Beschluß, den Nymphidius ungefähr um Mitternacht in's verschanzte Lager zu führen und dort zum Kai ser auszurufen. Aber der erste Tribun, Antonius Honoratus, ver sammelte mit Anbruch des Abends die unter ihm stehenden Soldaten und machte ihnen, wie sich selbst, die stärksten Vorwürfe darüber, daß sie in kurzer Zeit so oftmals einen Umschlag bei sich eintreten ließen, und zwar ohne allen vernünftigen Grund, ohne dafür etwas Besseres zu bekommen, lediglich weil sie der Teufel von einer Ver- rätherei in die andere hineinjage. Im ersten Fall hätten sie doch einen Vorwand gehabt an Nero's Verbrechen. Aber jetzt werden sie auch an Galba zum Verräther! Welchen Muttermord, oder Gatten mord sie dem Galba vorwerfen könnten? Oder ob sie sich auch wie der zu schämen brauchten, weil ihr Kaiser ein Musikant sei, oder ein Komödiant? Aber (fuhr er fort,) sogar bei Nero kam es uns nicht in den Sinn, ihn um solcher Gründe willen zu verlassen. Nein, wir haben bloß Nymphidius' Versicherungen geglaubt, daß Nero zuerst uns verlassen habe und nach Aegypten durchgegangen sei! Wollen wir also hinter Nero auch noch den Galba aufopfern, und den Sohn einer Nymphidia zum Kaiser wählen, dagegen Livia's Sohn um bringen, wie wir den der Agrippina umgebracht? Nero mußte uns Plutarch. XLVi. 2