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Freunden, Gellianus, schickte er nach Spanien, um dort die Verhält nisse auszukundschaften. 10. Für Galba gieng nach Nero's Tode Alles vortrefflich. Nur Virginias Rufus, welcher noch immer unentschieden war, be reitete ihm Sorge. Außerdem, daß dieser Mann an der Spitze einer starken, sehr tapferen Truppenmacht stand, kam noch sein Sieg über Vindex dazu, wie auch die Unterwerfung von einem beträchtlichen Bestandtheile des römischen Reichs, dem gesammten, in eine auf rührerische Bewegung gerathenen Gallien. Es schien also leicht denkbar, daß er den Anforderungen, das Regiment zu übernehmen, Folge leisten würde. Kein Anderer besaß ja einen so bedeutenden Namen, keiner einen so hohen Ruhm, wie Virginius. Er konnte bei den römischen Verhältnissen am ehesten den Ausschlag geben, da er am wesentlichsten zur Befreiung von einer drückenden Tyrannei, wie von drohenden Kämpfen in Gallien, beigetragen hatte. Allein Virginius blieb auch diesmal seinen ursprünglichen Grundsätzen treu und wahrte dem Senat das Recht der Kaiserwahl. Und doch lag, sobald Nero's Ende bekannt geworden war, nicht nur der große Haufe der Soldaten ihm abermals mit Bitten an, sondern Einer von den Obersten im Zelte zog sogar sein Schwert gegen ihn mit den Worten: „Kaiserthum, oder Tod!" Als jedoch der Befehlshaber einer Legion, Fabius Valens, der Erste wurde, welcher seine Truppen dem Galba schwören ließ, und zugleich von Rom Nachrichten über die Beschlüsse des Senats ein liefen, bewog Virginius, wenn gleich mit schwerer Mühe, seine Sol daten, gleichfalls den Galba als Kaiser auszurufen. Und als Galba ihm einen Nachfolger sandte in der Person des Flaccus Hordeonius, ließ er sich auch diese Maßregel willig gefallen. Er übergab ihm seine Armee, reiste dem vorruckenden Galba entgegen und kehrte dann wieder mit ihm zurück, ohne besonders auffallende Beweise sei es von Ungnade oder Auszeichnung zu empfangen. Von dem Einen lag der Grund in Galba selbst, welcher den Mann sehr hochachtete; das Andere verschuldeten Galba's Freunde, und namentlich Titus Vinius, welcher aus Neid den Virginius demüthigen zu müssen glaubte. Er wußte freilich nicht, daß er hiemit nur dem guten Ge nius des Virginius in die Hände arbeitete, welcher den wackeren