80 Cap. 22. Obwohl nun auf die erzählte Weise die Verhältnisse der Sabiner durch die Auswanderung geschlichtet waren, so ließen doch die dortigen Leiter des Volks keine dauernde Ruhe, keine festen Zustände aufkommen. Sie beklagten es laut, daß Clausus, was er bei seiner Anwesenheit nicht habe erreichen können, jetzt als Flüchtling und Feind durchsetzen werde, daß nämlich die Römer für ihren Uebermuth nicht gezüchtigt würden. Sie brachen also mit einem bedeutenden Heere auf und schlugen ihr Lager in der Nähe von Fidenä. Zugleich legten sie 2000 Schwerbewaffnete hart vor Rom in einem dichtbewaldeten schluchtartigen Platze in einen Hinterhalt, wobei sie beabsichtigten, mit Tagesanbruch einen Trupp Reiter offen ausreiten zu lassen, um Beute zu machen. Letztere hatten den Befehl, bei ihrer An näherung an die Stadt wieder zurückzufliehen, bis sie den Feind in den Hinterhalt geworfen hätten. Publicola, der noch am gleichen Tage durch Ueberläufer von der Sache unterrichtet wurde, traf schleunigst die geeigneten Maß regeln für alle Fälle und vertheilte das Heer. Sein Schwieger sohn, Posthumius Balbus, mußte noch am Abend mit 3000 Schwerbewaffneten ausrücken, um die Anhöhen, an deren Fuße sich der sabinische Hinterhalt befand, mit genügender Mannschaft zur Deckung zu besetzen. Der andere Consul, Lucretius, wurde mit den leichtesten und tapfersten Truppentheilen in der Stadt ausgestellt und hatte die Bestimmung, die Reiter bei ihrem Beute zug anzugreifen. Er selbst, an der Spitze des Restes der Armee, umging die Feinde und kam ihnen in den Rücken. Da nun zu fällig ein dichter Nebel cintrat, so gelang es dem Posthumius, bei Tagesanbruch mit lautem Geschrei den Hinterhalt von den Anhöhen herab zu überfallen. In demselben Augenblick schickte Lucretius seine Leute den vorgerückten feindlichen Reitern auf den Hals, und Publicola griff das feindliche Lager an. Somit war die Lage der Sabiner von allen Seiten eine äußerst schlimme und verlorene. Wer auf der einen Seite nicht