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71 dagegen vor seiner Zertrümmerung starb. Denn unmittelbar mit VeSpasians Tode ging auch das Capitol in Flammen auf. Der jetzige vierte Tempel wurde von Domitian vollendet und ein geweiht. Tarquinius soll auf die Fundamente 40,000 Pfund Silber verwendet haben; bei demjenigen, der heutzutage besteht, würde der größte Privatreichthum in Rom nach genauer Berechnung nicht einmal für die Kosten der Vergoldung hingereicht haben, welche mehr als 12,000 Talente betrugen. Die Säulen sind aus pentelischem Marmor*) gehauen und hatten ein sehr schönes Verhältniß der Dicke zur Höhe; ich habe sie zu Athen gesehen. In Rom wurden sie abermals behauen und polirt, gewannen jedoch nicht so viel an Glätte, als sie an Symmetrie Vorloren, indem sie durch ihre allzugroße Schlankheit jetzt sichtbar ihre Schönheit eingebüßt haben. Wer jedoch den Luxus des Capitoliums bewundert hat, würde, wenn er in dem Palaste Domitians eine einzige Gallerie, Fürstenhalle, Bad oder dergl. gesehen hätte, sich versucht fühlen, zu Domitian etwas AehnlicheS zu sagen, wie der Spruch deS Epicharmns an den liederlichen Verschwender lautet: „Nein, du bist kein Menschenfreund, 's ist eine Krankheit, Gabenwuth." Ebenso würde er sprechen: „Es ist nicht Frömmigkeit, noch Ehr geiz bei dir, 's ist eine Krankheit, Bauwuth; du willst, wie der alte Midas, Alles nur von Gold und Marmor haben!" Doch genug hievon. Cap. 16. Tarqninius nahm nach der großen Schlacht, worin er durch den Zweikampf mit Brutus seinen Sohn verloren hatte, seine Zuflucht nach Clusium. Dort bat er flehentlichst den Claras Porsenna, einen Mann, der unter den italischen Fürsten die größte *) Marmor von dem Berg Pentcle in Attika, war, wie der parische, durch seine schöne, weiße Farbe berühmt.