68 Cap. 13. Während Tarquinius in Etrurien einen neuen Krieg gegen Rom anzuregen suchte, ereignete sich, wie man sagt, ein sehr be deutendes Wunderzeichen. Noch als König hatte Tarquinius den Tempel des capitolinischen Jupiters fast bis auf den letzten Stein vollendet. Mag es nun in Folge eines Orakels oder nach eige ner Ansicht geschehen sein, kurz, er wollte auf der Spitze desselben einen Wagen aus Thon aufstellen lassen, und hatte diese Sache an einige etruscische Werkmeister aus Veji zur Ausführung über geben. Kurze Zeit darauf verlor er seinen Thron. Da nun die Etrusker das vollständig formirte Viergespann in den Ofen brach ten, zeigte sich nicht die gleiche Erscheinung, welche sonst der Thon im Feuer erleiden muß, daß er sich nämlich zu einer festen Masse verhärtet, weil die Feuchtigkeit austrocknet. In dem gegenwärtigen Fall dehnte er sich vielmehr aus, schwoll immerhin an und bekam zuletzt neben seiner Stärke und Festigkeit einen so außerordent lichen Raumumfang, daß er kaum herausgenommen werden konnte, indem man die Oberseite des Ofens abrüumte und die Neben wände einriß. Die Wahrsager deuteten dies als ein göttliches Zeichen von dem Glück und der Macht des Volkes, in dessen Mitte das Viergespann stünde. Deswegen beschlossen die Vejenter dasselbe nicht in die Hand der Römer kommen zu lassen, trotz ihrem gestellten Verlangen. Sie gaben also die Erwiderung: „Der Wagen gehöre den Tarquiniern, nicht denen, welche die Tarquinier vertrieben hätten." Wenige Tage nachher fand in Veji ein Wettrennen statt, wobei Alles mit gewöhnlicher Pracht und Feierlichkeit verlief. Das siegreiche Viergespann sollte soeben von seinem Lenker, der den Kranz auf dem Haupte trug, lang samen Schrittes aus der Rennbahn hinausgeleitet werde», als plötzlich die Pferde, ohne irgend welche sichtbare Ursache, scheu wur den. Es war entschieden eine höhere Schickung oder reiner Zu fall, weshalb sie mit der größten Schnelligkeit sammt ihrem Lenker in der Richtung von Nom dahinjagten. Mit allem Anziehen der Zügel, mit allem Rufen richtete der Fuhrmann lediglich nichts