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67 von jeder Schuld frei, wenn er nachträglich die Beweise für das beabsichtigte Verbrechen liefern könne. Denn da es nicht möglich ist, daß ein Mann, der mit so gefährlichen Planen umgeht, alle Andern zu täuschen vermag, dagegen auch nicht unmöglich, daß er, ohne Entdeckt zu bleiben, durch rasches Handeln den Sieg über die Gerichte davon trägt, so gestattete Valerius Jedem, der dieß zu thun vermochte, die Strafe, deren Vollziehung das Verbrechen selbst verhindere, zum Voraus an dem Verbrecher auszu- sühren. Publicola fand auch Beifall niit seinem Quästorengesetz. Denn da die Bürger eben jetzt von ihrem Vermögen eine Kriegssteuer zu entrichte» hatten, so wünschte er weder selbst die Verwaltung dieses Geldes zu übernehmen, noch wollte er das Gleiche bei sei nen Freunden thun, überhaupt sollten öffentliche Gelder nicht in das Haus eines einzelnen Bürgers kommen. Deßwegcn bestimmte er als Schatzkammer den Saturnustempel, welcher noch heutzu tage zu diesem Zwecke dient, und ließ das Volk zwei jüngere Män ner zu Quästoren ernennen. Die Ersten, welche ernannt wurden, waren Publius Vetu- rius und Marcus Minucius. An Geld brachte man bedeutende Summen zusammen. Denn der Census wies 130,000 Bürger nach, ungeachtet Waisen und Wittwen ihre Beiträge erlassen wurden. Sobald diese Einrichtungen getroffen waren, gab er sich einen College» in der Person von Lucretia's Vater, Lucretius, welchem er, als dem älteren, die höhere Rangstellung einräumte, und die sogenannten Fascen übergab. Es war dies eine Ehrenauszeich nung des höheren Alters, die sodann bis auf unsere Zeit als stehender Gebrauch festgehalten wurde. Wenige Tage nachher starb Lucretius bereits wieder. Au seine Stelle wurde bei einer abermaligen Wahl M. Horatius er nannt, der nun den Rest des Jahres hindurch sein hohes Amt gemeinschaftlich mit Publicola führte.