Volltext Seite (XML)
65 das frühere — da wo jetzt der Tempel der soqenannten Vicepota steht *). Da übrigens ValeriuS wünschte, nicht nur sich selbst, son dern auch sein Regiment, anstatt eines gefürchteten, für das Volk zu einem freundlichen und beliebten zu machen, so ließ er das Beil aus den Fascen herausnehmen und die Fascen selbst, so oft er in die Volksversammlung zog, tief vor dem Volke senken, um hiedurch die Stellung der Demokratie in ihrer Größe anzuerken nen, — eine Sitte, die noch heutzutage von den höchsten Staats beamten eingehalten wird. Hiebei merkte es die Menge nicht, daß er dadurch keineswegs, wie sie es meinten, sich selbst heruntergab, sondern lediglich die allgenieine Mißgunst durch diese Mäßigung entfernte und ver ringerte, dabei für seine Person ebensoviel an Macht gewann, als er scheinbar seiner Vollgcwalt entzog, insofern jetzt das Volk sich mit Vergnügen unter ihn schmiegte und williglich sich Alles ge fallen ließ. So gab man ihm auch den Beinamen Publicola, was einen „Volksfreund" bedeutet, und dieser Name wurde sodann gewöhn licher, als seine früheren, weshalb ich ihn gleichfalls im weiteren Verlauf seiner Lebensgeschichte zu gebrauchen beabsichtige. Cap. 11. Er gestattete nun Jedem **), der Lust hatte, mit einer Be werbung um das Consulat anfzutreten. Da er jedoch vor der Ernennung seines Amtsgenossen nicht wußte, wer Consul werden würde, sondern eine Opposition aus einem gewissen Neid oder aus Unwissenheit befürchtete, so benützte er die Zeit seines alleinigen Regiments, um die schönsten und wichtigsten Einrich tungen im Staate zu treffen. Vor Allem machte er den Senat vollständig, der nur noch aus wenigen Mitgliedern bestand; manche waren früher durch *> Vicepota, anderer Name für Siegesgöttin, von viucoro und xotiri. —) Jedem, d. h. jedem Patricier, Plutarch. XVIII. 5