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64 braucht er mit seinen Worten dem BrutuS eine Lobrede zu hal ten, während er in seinen Handlungen es dem Tarquinius nach macht, von allen*) Bündeln und Beilen begleitet allein herunter steigt von seinem Hause, das so groß und prächtig ist, als kein Palast des Königs war, den er eingerissen hat." In der That bewohnte Valerius in etwas pomphafter Weise auf der sogenannten Velia**) ein Haus, das stolz über dem Fo rum stand und aus seiner Höhe Alles überblickte, während dabei der Zugang von Außen mit Mühe und Schwierigkeiten verbunden war, so daß, wenn er von dort herunterkam, sein Aussehen etwas Hofsärtiges hatte und der Prunk seines Aufzuges mit großer Be gleitung an einen König erinnerte. Welch' ein großes Glück es nun bei einer herrschenden Stel lung und bedeutenden Verhältnissen ist, wenn man Ohren hat, welche ein freimüthiges Urtheil und Worte der Wahrheit lieber zulassen, als Schmeichelreden, das zeigte jetzt Valerius. Kaum hatte er aus dem Munde seiner Freunde gehört, daß der größte Theil des Volks sein Benehmen fehlerhaft finde, als er, ohne den geringsten Streit oder Unwillen, in aller Schnelligkeit eine Menge Handwerksleute zusammenholen ließ, um noch in derselben Nacht sein Haus bis auf den Grund einreißen und zur Ruine machen zu lassen, so daß nach Tagesanbruch die Römer, wie sie es sahen, allenthalben Gruppen bildeten und einerseits über den großherzigen Sinn dieses Mannes ihre Achtung und Bewunderung äußerten, andrerseits dagegen sich auch wegen des Hauses ärgerten, dessen Größe und Schönheit sie nun mit Bedauern vermißten. „Das HauS sei, wie oftmals auch ein Mensch, nur aus Neid und un gerechter Weise gestürzt worden, und ihr oberster Beamter müsse nun, wie ein Heimatloser, bei andern Leuten wohnen!" Denn Valerius wurde jetzt von seinen Freunden ins Haus genommen, bis ihm das Volk wieder einen Platz gegeben und ein anderes Haus gebaut hatte, welches bescheidenere Verhältnisse zeigte, als ») All« Bündel oder k»»vss waren 24; jeder Konsul hatte gewöhnlich nur 12, der Diktator obige Zahl. ") Belia, ein Hügel am palatinischen Berg.