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54 Cap. 3. Einige Zeit darauf kamen andere Gesandte an, welche die Erklärung ab gaben, daß Tarquinius als König abdanke und den Krieg beendigt habe; er bitte nur um Auslieferung des Geldes und Vermögens für sich selbst, seine Freunde und Verwandte, um dadurch die nöthigen Subsistenzmittel für die Verbannung zu erhalten. Sehr Viele ließen sich durch solche Worte weicher stimmen, und insbesondere war es Collatinus, der das Gesuch befürwortete. Allein Brutus, ein unbeugsamer Mann von heftiger Leidenschaft lichkeit, rannte auf das Forum und schalt seinen Amtsgenossen einen Verräther, weil er voll Artigkeit Menschen die Mittel zum Krieg und Tyrannei liefere, — Menschen, denen man niemals auch nur das Zehrgeld für die Wanderung auf ihrer Flucht beschließen dürfe. Als die Bürgerschaft beisammen war, sprach zuerst ein Mann aus ihrer Mitte in der Versammlung, Casus Minucius. Er ermunterte den Brutus noch mehr und mahnte die Römer, da für zu sorgen, daß diese Gelder bei ihnen blieben und mit den Römern gegen die Tyrannen kämpften, nicht aber mit den Tyran nen gegen die Römer. Indessen wurde der Beschluß gefaßt, daß nian, im thatsäch- lichen Besitze der Freiheit, um welche man kämpfe, den Frieden nicht preisgeben wolle des Geldes wegen, sondern lieber das Geld sammt den Tyrannen zur Stadt hinauswerfe. Uebrigens lag dem Tarquinius an dem Gelde sehr wenig; seine Forderungen sollten zugleich eine Probe sein, die er mit dem Volke anstellte, sowie zur Anzettelung einer Verrätherei dienen. Auf diesen Zweck arbeiteten auch die Gesandten hi», indem sie unter dem Vorwandte des Geldes noch längere Zeit in Rom verblieben. Sie erklärten einen Theil käuflich abzugeben, einen andern Theil in Verwahrung zu behalten, einen dritten fort schicken zu wollen, bis sie zwei Familien, die man zu den vornehmsten rechnete, endlich bestochen hatten, das Haus der