53 Vaterland thun", weil er von den Tyrannen in seiner eigenen Familie nicht gerade etwas Schlimmes erfahren hatte. Er erschien nicht mehr im Senate, trat nicht mehr als Vertheidiger auf und entschlug sich vollständig aller Theilnahme an den öffentlichen An gelegenheiten, so daß davon unter dem Publikum vielfach die Rede war. Man gerieth sogar in Besorgniß, indem man fürchtete, die Leidenschaft könnte ihn zu einem Anschluß an die Dynastie bewe gen, woraus ein Umsturz in den dermaligen Verhältnissen der Stadt, die noch auf sehr unsicherem Grunde ruhte, nothwendig herbeigeführt würde. Da nun Brutus anch noch gegen einige weitere Personen Verdacht hegte, so beabsichtigte er, den Senat bei einem Opfer schwören zu lassen, und ließ hiezu den Tag bekannt machen. Valerius kam mit ganz offenem Gesichte auf das Forum und legte zuerst den Schwur ab, „daß er den Tarquiniern niemals eine Einräumung machen oder sich unterwerfen, sondern wider sie kämpfen wolle mit aller Macht für die Freiheit Roms." Dieses Benehmen bereitete dem Senate große Freude und ermuthigte zu gleich die Leiter des Staats. Und schon in der nächsten Zeit wurde sein Eidschwur durch seine Handlungen bestätigt. Es kamen Gesandte von Tarquinius mit Briefen, die für das Volk sehr verführerisch lauteten, und mit nachgiebigen Aeuße- rungen, wodurch sie hauptsächlich die Menge bestechen zu können glaubten. Denn der König, von dem diese Aeußerungen aus gingen, schien seine hohen Gedanken aufgegeben zu haben und nur noch gemäßigte Forderungen zu stellen. Diese Gesandten sollten nun nach der Meinung der Consuln vor die Volksversammlung geführt werden; allein ValeriuS duldete eS nicht, sondern wider setzte sich und verhinderte es, daß man der armen Volksklasse, welche sich durch den Krieg noch mehr gedrückt fühlte, als durch die Tyrannei, irgend einen Vorwand oder Anlaß zu Unruhen an die Hand gebe.