24 Cap. 19. Nach seiner Ankunft in Kreta bekam er — wie die meisten Schriftsteller in Prosa und Poesie berichten — von Ariadne, die sich in ihn verliebte, den bekannten „Faden" nebst Anweisung über die Art, wie er durch die Jrrgänge des Labyrinths hin durchzukommen vermöchte. Er tödtete also den Minotaurus und segelte dann mit Ariadne, die er zu sich nahm, und seiner Ju gend wieder ab. Pherekydes ') fügt der Erzählung noch bei, daß Theseus an den Schiffen der Kreter den Fußboden habe einschla- gen lassen, um ihnen dadurch jede Möglichkeit einer Verfolgung zu benehmen. Dagegen berichtet Demon, daß Taurus, der Feld herr des Minos, erschlagen worden sei, als er, bei der versuchten Abfahrt des Theseus, letzteren noch im Hasen mit seinen Schiffen angriff. Eine andere Angabe des Philochorus geht dahin, daß näm lich, als Minos die Kampfspiele wieder veranstaltete, Jedermann einen abermaligen Sieg des Taurus erwartete, was einen allge meinen Neid hervorrief. Denn seine Macht war wegen der Be schaffenheit seines Charakters verhaßt; auch ging über ihn das schlimme Gerücht von einem unerlaubten Umgang mit (der Köni gin) Pasiphae. Als daher Theseus sich gleichfalls an dem Kampfe zu betheiligen wünschte, gab Minos seine Einwilligung. Nun war es in Kreta gewöhnlich, daß das weibliche Geschlecht sich gleich falls unter den Zuschauern befand. Auch Ariadne war anwesend und wurde über die äußere Erscheinung des Theseus ganz be troffen, wie sie zugleich seine athletische Kraft bewundern mußte, indem er über alle Andern Meister wurde. Minos hatte nicht minder seine Freude daran, daß Taurus zu Boden geworfen und dadurch dem allgemeinen Spotte preisgegeben war. Er gab da her dem Theseus die Kinder zurück und erließ der Stadt ihren bisherigen Tribut. i) Pherekydes, ein Geschichtschreiber aus Aarien, Verfasser eine« Werks über da« ältest- Attika, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Philosophen, dem Lehrer des Pythagoras.