60 14. Nachdem er mit all diesen Dingen eine unbeträchtliche Zeit zugcbracht und nach Lakedämon die Nachricht von seiner Annäherung mit zweihundert Schiffen vorausgeschickt hatte, vereinigte er sich inAttika mit den beiden Königen Agis und Pausanias, voll der Erwartung, die Stadt nur in aller Geschwindigkeit wegnehmen zu können. Allein die Athener leisteten Widerstand. Da nahm er seine Schiffe und setzte wieder nach Asien hinüber. Dort hob er auch bei den weiteren Städten insgcsammt und ohne Unterschied die bisherige Verfassung ans und setzte eine Regierungs. Commission von zehn Männern ein, wobei in jeder Stadt viele Per- sonen getödtet, viele verbannt wurden. Die Samier jagte er alle da von und übergab dann die Stadt den bisherigen Vertriebenen. Sestos entwand er den Händen der Athener, ohne jedoch diese Stadt ihren Einwohnern zu belassen: er gab sie vielmehr sammt dem zugehörigen Gebiete den unter ihm gestandene» Steuermännern und Rudermeistern als Eigenthum hin. Dieß war seine erste Maßregel, gegen welche die Lakedämonier Opposition machten, indem sie die Sestier wieder in ihr Land zurück- führten. Dagegen andere Verfügungen Lysanders sahen alle Griechen mit Freuden, z. B. daß die Negineten nach langer Zeit ihre eigene Stadt wieder bekamen, oder daß er die Melier *) und Skionäer wieder zu einer Gemeinde vereinigte, wogegen die Athener fortgetrieben wur den und die genannten Städte wieder hergcben mußten. Als er nun bereits auch von dem Übeln Zustand, worin sich die städtische Bevölkerung in Folge der Hungersnoth befand, Kunde er hielt, segelte er nach dem Piräus zurück. Jetzt brachte er die Stadt zur gezwungenen Unterwerfung und zum Friedensschluß unter den von ihm selbst diktirtcn Bedingungen. Zwar kann man nun Lakedämonier erzählen hören, daß Lysander an die Ephoren die Worte geschrieben habe: „Athen erobert!" wor auf ihm die Ephoren erwiederteu: „Eroberung genügt." Allein diese Erzählung ist nur zu dem Zwecke der Beschönigung erfunden. Der wahre Beschluß der Ephoren enthielt Folgendes: „Besehl der lakedämo- Melos, Insel im ügeischen Meer. Skiyne, Ttadt auf der thrakischcn Halbinsel Pallenk.