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42 sodann mit allen Ehren verbrennen. Seine Ueberbleibsel ließ er in eine silberne Urne ordentlich hineinlegen, und einen goldenen Kranz darauf setzen. Dann schickte er sie an Marcellus' Sohn. Allein einige Numidier, die zufällig deu Trägern begegneten, be eilten sich, ihnen das Gesäß abzunehmen. Als jene sich zur Wehre setz ten , brauchten sie Waffengewalt und warfen dabei die Gebeine ausein ander. Auf diese Nachricht äußerte Hannibal, „daß eben nichts mög lich sei wider Gottes Willen!" Er verhängte zwar eine Strafe über die Numidier; dagegen sorgte er nicht mehr für den Weitertransport oder die abermalige Sammlung der Ueberreste des Todten, weil es eben irgend eine höhere Macht so gefügt, daß Marcellus auf eine so seltsame Weise sein Ende finden sollte. So lautet nämlich der Bericht des Cornelius Nepros und Vale rius Maximus, wogegen Livius und Cäsar Augustus erzählen, daß die Urne an den Sohn überbracht und von diesem glänzend bestattet worden sei. Außer den Denkmalen, welche Marcellus zu Rom hinter ließ , stiftete er ein Gymnasium zu Katana in Sicilien. Ferner befan den sich, von ihm aus der sicilianischen Beute gestiftet, Bildsäulen und Gemälde in Samothrake, — in dem dortigen Tempel der Götter, welche man Kabiren nennt, — wie auch zu Lindus*) im Minerva- tempel. Hier stand auf seiner Statue, nach Posidonius, die Inschrift: „Fremdling, dieß ist der mächtige Stern der heimischen Roma, Dieß Marcellus, entstammt Claudischem Adelsgeschlecht; Siebenmal hat er consulische Macht im Kriege gewahret, Ströme des feindlichen Bluts hat er vergossen im Kampf." Der Verfasser der Inschrift hat nämlich sein Kommando als Proconsul, das er zweimal bekleidete, gleichfalls zu seinen Confnlaten gerechnet. Sein Geschlecht erstreckte sich in glänzender Blüthe bis auf Augustus' Neffen, Marcellus, dessen Mutter Augustus' Schwester war, an Cajus Marcellus verheirathet, und welcher selbst in der Stellung eines römischen Aedilen starb, kurz nach seiner Vermählung mit Augustus' Tochter, Julia. Um sein Andenken zu ehren, stiftete die Mutter, Oktavia, die bekannte Bibliothek, und Augustus das s. g. „Marcellustheater." ') LinduS, ansehnliche Stadt aus der Insel RhoduS.