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29 „Mütter" nennt. Der Tempel soll ein Banwerk der Kreter sein. Auch zeigte man noch einige Lanzen und eherne Helme, zum Theil mit des Merioncs oder Ulixes, d. h. OdyssenS' Namen, welche die genann ten Gegenstände den Göttinnen geweiht hatten. Diese Stadt also, die enthusiastisch sür Karthago gestimmt war, suchte einer der ersten Bürger zum llebertritt auf die römische Seite zu bewegen, indem er öffentlich in den Volksversammlungen die Gegner, mit Angabe der Gründe, einer schlechten Gesinnung beschuldigte. AuS Furcht vor seinem Einfluß und Ansehen faßten nun die Letzteren den Plan, ihn unversehens festznneh- men und an die Karthager auszulicfern. Aber Nikias merkte bald, daß er in aller Stille überwacht werde, und sprach ganz unumwunden über die „Mütter" ungeeignete Worte aus, wie er denn auch in viel fachen Handlungen seinen Unglauben und seine Verachtung gegen ihre allgemein angenommene Ehre und Herrlichkeit kundgab. Die Feinde sreuten sich, weil er dadurch selbst die beste Begründung für seine be vorstehende Strafe gegen sich beibrachte. Bereits war Alles zu seiner Verhaftung vorbereitet und es wurde eine Volksversammlung gehalten, als Nikias während derselben, mitten im Reden und Rathen zu dem Volke, plötzlich zu Boden sank. Nach kurzer Frist, während welcher begreiflicherweise die Stille einer allgemeinen Bestürzung herrschte, er hob er den Kopf wieder und drehte ihn nach allen Seiten herum, mit bebender, dumpfer Stimme, die er allmählich lauter und greller werden ließ. Und als er das ganze Publikum von stummem Grausen ergriffen sah, warf er den Mantel ab, zerriß sein Unterkleid, sprang halbnackt empor und lief nach dem Ausgang des Theaters mit lautem Geschrei: „er werde von den Müttern verfolgt!" Niemand wagte ihn anzu rühren oder ihm in den Weg zu treten, aus Furcht vor höheren Mäch ten. Alles wich ihm vielmehr anS, und so rannte er den Thoren zu, wobei er völlig schrie und sich gebärdete, wie ein Besessener und Wahn sinniger. Seine Frau, welche in die Sache cingeweiht war und ihrem Manne bei diesem Kunststück hals, nahm zuerst ihre Kinder und warf sich, als Bittflehende, an den Tempeln der Götter in den Staub; dann stellte sie sich, als wollte sic ihren herumrasenden Gatten suchen, und entkam auf diese Weise gleichfalls, und ohne von Jemand gehindert zu werden, unangefochten ans der Stadt. Beide gelangten durch diese List glücklich nach Syrakus zu Marcellus, der sich hieraus nach Engyium