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wovon Marcellus silberne Opferschaalen machen ließ, die er den Göttern weihte. 3. Kaum war der erste punische Krieg nach einer Dauer von 22 Jahren beendigt, als bereits wieder die Anfänge neuer, gallischer Kämpfe auf Rom warteten. Die Jnsubrer*), ein gallischer Volksstamm, der auf italischer Seite am Fuße der Alpen wohnte und schon für sich selbst bedeutend genug war, beriefen Truppen ein und ließen die gallischen Gesäten, welche Solddienst aunahmen, herbeikommen. Ein wahres Glück und beinahe ein Wunder schien es zu sein, daß dieser gallische Krieg nicht zugleich mit dem afrikanischen ausbrach, sondern bei diesem die Gallier nur gleichsam die Beobachter bildeten und während der Dauer des Kampfes in aller Ordnung und Gerechtigkeit sich ruhig verhielten, bis sie daun eben am Ende, als der Sieg schon entschieden war, sich gegen die Sieger in die Rüstung warfen und die Römer herausfordertcn, als letztere gerade Zeit hatten. Demungeachtet lebte man in großer Besorgniß, theils wegen der Nähe des feindlichen Landes, indem man einem Kriege an den Gren zen, ja fast vor der eigenen Hausthüre entgegen sah, theils wegen des alten Ansehens der Gallier, welche, wie es scheint, von den Römern am meisten gefürchtet wurden. Hatten sie doch einmal sogar ihre Hauptstadt an die Gallier verloren und seit jener Zeit ein Gesetz gege- geben, wornach die Priester nicht kriegspflichtig sein sollten — „außer wenn wieder ein gallischer Krieg ausbrechen sollte." Ein weiterer Beweis der herrschenden Furcht lag in der Größe der Rüstungen (denn niemals, weder früher, noch später, standen zu gleicher Zeit so viele Myriaden Römer unter den Waffen) und in den Neuerungen bei den Opfern. Während man zu Rom sonst durchaus keine fremdländischen, barbarischen Gebräuche hatte, sondern möglichst in seinen Ansichten hellenisch gesinnt und in religiösen Dingen milde gestimmt war, so sah man sich doch dießmal beim Ausbruch des Kriegs genöthigt, einigen Orakelsprüchen aus den sibyllinischen Büchern nach- zugeben und demgemäß zwei Griechen, einen Mann und ein Weib, wie auch in gleicher Weise zwei Gallier auf dem sogenannten Ochsen- -) Dt« Jnsubrer wohnten etwa in dem heutigen Mailand.