78 der eS mit ansah, den Gedanken nahe, daß sie nur über das Schicksal des Königs jammerten, während ihr eigenes Loos sie gleichgültig ließ. Und doch hatte Perseus zu Aemilius geschickt und dringend bitten las sen, ihn nicht öffentlich aufzusühren, sondern ihm den Triumph zu er lassen ! Allein Aemilius, der offenbar sich über die Feigheit und Todes furcht des Königs lustig machen wollte, ließ ihm antworten: „nun — das sei ja schon früher bei ihm gestanden und stehe noch jetzt bei ihm, wenn er nur wolle"! — eine deutliche Hindeutung aus den Tod, der besser sei, als Schande. Aber hiezu konnte sich der Elende nicht entschließen. Er ließ sich von einigen geringen Hoffnungsstrahlen vollends in seiner weichlichen Gesinnung bestärken und ward somit — ein Stück von seiner eigenen Kriegsbeute. Unmittelbar daraus trug mau nun goldene Kränze vorüber, vier hundert an der Zahl, welche dem Aemilius, als Ehrenzeichen sür sei- nen Sieg, von den einzelnen Städten durch Gesandtschaften überschickt worden waren. Hierauf kam er selbst, auf einem prachtvoll geschmückten Triumph- wagen, — ein Mann, dessen Anblick schon an sich, abgesehen von sei ner hohen Stellung, lohnend genug war. Ertrug ein golddurchwirktcs Purpurkleid und hielt in der Haud einen Lorbeerzweig. Solche Lor- beerzweige trug auch das gesammte Heer, welches centurien- und cohor- tenweise dem Triumphwagen seines Feldherrn folgte. Dabei wurden theils einige altherkömmliche, mit Possen vermischte Verslein, theils Siegeslieder und Hymnen auf die Heldcnthaten des Aemilius ge sungen. Letzterer war der Gegenstand der allgemeinen Aufmerksamkeit und wurde von Jedermann glücklich gepriesen, ohne daß ihn irgend ein rechtschaffener Mensch beneidet hätte. Aber leider scheint irgend eine höhere Macht die Aufgabe zu haben, jedes große, überschwängliche Glück zu mäßigen und dem Menschenleben eine gewisse Mischung zu verleihn, damit cs sür Niemand frei und ledig von allem Bei geschmack des Uebels bleiben kann und vielmehr, nach Homers Aus druck*), diejenigen „am besten daran sind", bei welchen ihr Schick sal eine Abwechslung der Verhältnisse nach beiden Richtungen hin enthält.