74 ihren bereits vorhandenen Grimm »och in höherem Maße aufgestachelt hatte, verlangte er von den Tribunen „einen anderen Tag; denn der nunmehrige sei für die Begründung der Anklage unzureichend, indem er nur noch 4 Stunden übrig habe". Die Tribunen forderten ihn auf, die gewünschten Angaben sofort zu machen. Auf dieß begann er, sich in einer langen Rede zu ergehen, welche die ärgsten Beschuldigungen vielfacher Art enthielt. Hiedurch brachte er den Rest des Tages herum und nach Eintritt der Finsterniß wurde die Versammlung von den Tribunen aufgelöst. Dagegen rannten die Soldaten, denen bereits ihre Keckheit gewachsen war, nun zu Galba heran und rotteten sich beim nächsten Tagesanbruch abermals zusammen, um alsbald das Ca- pitolium zu besetzen. Denn dort wollten die Tribunen unter ihrer Leitung eine Volksversammlung abhalten. 31. Mit Tagesanbruch begann die Abstimmung, und gleich die erste Tribus stimmte gegen den Triumph. Die Kunde von diesem Er eigniß drang unter das übrige Volk und in den Senat. Zwar fühlte nun die große Masse über eine solche schwere Beschimpfung des Aemi- lius den tiefsten Schmerz, allen es blieb bei Ausrufungen ohne Han deln. Dagegen äußerten sich die angesehensten Senatsmitglieder laut über die Entsetzlichkeit des Vorfalls. Sie forderten sich gegenseitig auf, gegen die Zügellosigkeit und Frechheit der Soldaten einzuschreiten, welche zuletzt zu jeder gesetzwidrigen und gewaltthätigen Handlung sich versteigen würden, wenn man es ihnen nicht erschwere, den Paulus Aemilius seiner Siegesehren zu berauben. Sie drängten sich also in großer Anzahl durch die Volksmenge hindurch und den Hügel hinauf. Dann ersuchten sie die Tribunen, mit der Abstimmung einzuhalten, bis sie gegen die Versammlung sich nach ihrem Wunsche ausgesprochen hätten. Als nun Jedermann innehielt und die nöthige Stille herbeige führt war, trat ein früherer Consul, welcher 23 Feinde im persönlichen Zweikampfe getödtet hatte, Marcus Servilius, als Redner ans: „die ganze Feldherrngröße des Paulus (sprach er) erkenne er erst jetzt recht, seit er sehe, wie voll von Insubordination, wie heillos die Armee sei, womit Paulus so schöne, so bedeutende Thaten glücklich vollbracht habe. Er müsse sich verwundern, daß das römische Volk, durch die Triumphe über Jllyrien und Ligurien in Jubel versetzt, sich selbst die