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64 von seinen beiden Söhnen, die den Feldzug mitmachten, war der Jüngere nirgends sichtbar, — ein Sohn, den der Vater am meisten liebte und welcher, wie derselbe deutlich sah, unter allen seinen Brü dern die größte Anlage zu hervorragenden Eigenschaften besaß. Da er jedoch ein leidenschaftliches, ehrgeiziges Gemülh hatte, auch den Jahren nach fast noch dem Knabenalter angehörte, so vermuthete Aemilius seinen völligen Untergang, indem er ja leicht in seiner Uner fahrenheit nnier die kämpfenden Feinde hineingerathen sein mochte. Diese Noth, diesen Schmerz des Feldherrn empfand man im ganzen Heere. Mitten im Essen sprang Alles auf und lief »ach allen Richtungen mitFackeln hinaus, — Viele nach dem Zelte des Aemilius, Viele vor den Wall, um dort unter den vordersten Tobten zu suchen. Im ganzen Lager herrschte Niedergeschlagenheit und in der Ebene ließ sich überall ein Geschrei vernehmen, weil Jedermann nach Scipio rief; denn gleich von Anfang an stand dieser in hoher, allgemeiner Achtung, als ein Jüngling, dessen Temperament und Charakter ihn zum Feld herrn und Staatsmann befähigte, wie keinen Andern in seiner ganzen Verwandtschaft. Bereits war es später Abend geworden und man hatte ihn nahezu aufgegeben, als er mit zwei oder drei Gefährten, bespritzt von dem Blut erschlagener Feinde, daher kam, nachdem er sich, wie ein junger Hund von edler Race, durch die Sicgesfrende gar zu über schwenglich hatte Hinreißen lassen. Dies ist der gleiche Scipio, wel cher in der Folgezeit Karthago und Numantia zerstörte, durch seine trefflichen Eigenschaften weitaus der erste Mann des damaligen Roms wurde und sich den höchsten Einfluß im Staate erwarb. So verschob denn also das Schicksal bei Aemilius die Heimsuchung für sein Glück auf einen andern Zeitpunkt und ließ ihn für jetzt die vollkommene Freude seines Siegs genießen. 23. Perseus nahm auf der Flucht seinen Rückzugsweg von Pydna nach Pella, indem nahezu die ganze Reiterei sich glücklich aus dem Kampfe gerettet hatte. Als nachher die Fußgänger wieder mit derselben zusammentrafen, schalten sie nicht nur die Reiter als Feig linge und Verräther, sondern stießen sie sogar vom Pferde herunter und gaben ihnen Schläge. Die? ging so weit, daß Perseus, in der Angst vor diesem Tumult, sein Roß von der Straße ablenkte, den