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62 Rückzug gegen den Berg OlokruS, so daß sogar Aemilius bei diesem Anblick, wie PosidoninS erzählt, im Schmerz sein Kleid zerriß. Denn auch diese Abtheilung war bereits im Weiche» begriffen und die übri gen Römer zeigten sich unschlüssig gegenüber der Phalanx, die keinen Angriffspunkt darbot, wohl aber durch die dichte Masse ihrer Sarissen, wie durch einen Wall gedeckt, heranrückte — unerreichbar von allen Seiten. Glücklicherweise war das Terrain uneben und bei der großen Ausdehnung der Linien vermochten diese den Zusammenschluß der Schilde nicht vollkommen sest zu erhalten. Aemilius bemerkte daher, wie die makedonische Phalanx vielfach Lücken und Oeffnnngen bekam, was auch ganz begreiflich ist bei großen Armeen und manchfaltigen, raschen Bewegungen der Kämpfenden. Als die Phalanx an einzelnen Punkten zurückgedrängt wurde, an andern dagegen vordrang, rückte er entschlossen heran, thcilte seine Kohorten und gab Befehl, sich in die Zwischenräume und bloßgelegtcn Stellen der feindlichen Schlacht ordnung hineinzustürzen und so beim alsbaldigen Handgemenge nicht blos ein einziges großes Treffen gegen den Gesammtfeind zu liefern, sondern in buntester Weise das Ganze in viele partielle Treffen zu zersplittern. Hierüber ertheilte Aemilius zunächst seinen Offizieren, sodann die Offiziere ihren Soldaten die nöthigen Anweisungen. Die Römer schlüpften und drängten sich zwischen den Waffen hinein, wobei sie die Einen von der Seite an den bloßgelegten Stellen angriffen, die Andern durch ihre Schwenkungen im Rücken faßten. Sobald dies geschehen war, schien unmittelbar auch die Kraft und das Zusammenwirken der Phalanx dahin. Sie war durchbrochen und bei den verschiedenen Gefechten Mann gegen Mann, oder in kleinen Trüpplein konnten die Makedonier nur mit ihrem kurzen Säbel auf die festen, bis auf die Füße reichenden Schilde des Gegners schlagen, wogegen sie selbst mit ihren leichten Schildchen gegen das römische Schwert, das bei seiner Schwere und Wucht durch jede Waffe hindurchging, nur mühsam einigen Widerstand leisteten. Sie mußten sich also zur Flucht entschließen. 21. Aus dieser Seite war der Kamps sehr hartnäckig. Hier geschah es denn auch, daß Cato'S Sohn, Marcus, des Aemilius Schwiegersohn, trotz aller Tapferkeit, die er zeigte, sein Schwert verlor.