43 Vater geworden war. Denn sie hatte ihm den nachmals so hochbe rühmten Scipio und den Fabius Maximus geboren. Der Grund der erwähnten Ehescheidung ist zwar nicht urkund- lich aus uns gekommen, doch scheint eine Aeußerung, die einmal ein gewisser Römer that, etwa? Wahres zu enthalten. Als nämlich seine Freunde ihm ernstliche Vorstellungen machten und ihn fragten: „ist sie nicht eine gescheidte Frau und eine hübsche Frau? Hat sie dir keine Kinder geschenkt?" streckte er ihnen seinen Schuh hin (oaloeus genannt bei den Römern) und sagte: „ist das kein schöner Schuh? ist das kein neuer Schuh? aber Keiner von Euch weiß, an welchem Fleck er mich drückt!" In der That haben gewöhnlich nur große und offen dalie gende Verschuldungen die Trennung einer Frau von ihrem Gatte» verursacht; aber auch die kleinen, aus einer gewissen Widerwärtigkeit und mangelnden Harmonie in den Charakteren hervorgehenden und häufig sich wiederholenden Verdrießlichkeiten, welche sich jedem fremden Auge entziehen, bewirken im Zusammenleben oft eine ganz unheilbare Entfremdung. Nachdem also AemiliuS sich von Papiria loSgemacht hatte, schloß er eine zweite Verbindung, aus welcher zwei Söhne hervorgingen, die er im Hause behielt, während er seine früheren Söhne in die bedeu tendsten, glänzendsten Familien adoptiren ließ. Den älteren gab er in das Hau? des Fabius, welcher fünfmal Consul gewesen war: den jüngeren nahm ein Sohn des Scipio Africanus, als seinen Neffen, an Kindesstatt an und ertheilte ihm gleichfalls den Namen Scipio. Von Aemilius' Töchtern wurde die eine Gattin von Cato's Sohn, die andere von Aelius Tubero, einem vortrefflichen Manne, der sich auf die großartigste Weise in die Armuth zu finden wußte. Es waren nämlich sechszehn Verwandte, lauter Netter; diese befassen nur ein ganz kleines Häuschen, und ein einziges Gütlein mußte für Alle, nebst vielen Kindern und Frauen, auSreichen, indem sie eine ge meinschaftliche Haushaltung führten. Darunter befand sich auch die Tochter unseres Aemilius, der zweimal das Consulat bekleidet, zwei mal einen Triumph gefeiert hatte, und sie schämte sich der Armuth ihres Mannes so wenig, daß sie vielmehr seine Tugend bewunderte, durch welche er so arm war. Wie ganz anders in unserer Zeit! Wenn Brüder und Verwandte ihr gemeinsames Gut nicht durch Berghänge,