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-lO bilder richten. Und so, mein Freund, überreiche ich dir jetzt die Bio graphien Timoleons von Korinth uud des römischen Aemilius Pau lus, — zweier Männer, die, der Eine, wie der Andere, bei ihren Unternehmungen nicht nur nach edlen Grundsätzen handelten, sondern dabei auch so sehr die Gunst des Glückes genossen, daß sich die Frage erheben könnre, ob ihre glänzendsten Erfolge mehr diesem Glück, oder ihrer Klugheit zuzuschreiben seien. 2. Daß das Haus der Aemilier in Rom zu den patricischen, alten Geschlechtern gehörte, wird von den meisten Schriftstellern über einstimmend berichtet. Daß jedoch der Erste von ihnen, welcher der Familie ihren Namen gab, Mamercus war, ein Sohn des Philoso- phen Pythagoras, der wegen der „Hämylie" d. h. der bezaubernden Lieblichkeit, womit er zu sprechen verstand, „Aemylius" genannt wor den sei, ist nur die Behauptung einiger Wenigen, welche dem Pytha goras auch die Heranbildung des Königs Numa zuschreiben. Während nun die meisten Glieder dieses Hauses, welche sich durch ihre angestrebte Vortrefflichkeit zum Ruhme cmporschwangen, zugleich vom Glück begünstigt wurden, war dieses nur bei Lucius Pau lus nicht der Fall, bei welchem vielmehr sein Verstand, wie seine Männlichkeit, erst durch das unglückselige Ereigniß von Cannä an den Tag trat. Denn als er seinen Amtsgenossen durch keinerlei Vorstel lungen von einer Schlacht abzubringen vermochte, nahm er zwar — ungerne genug — neben demselben Antheil an dem Kampfe, aber ohne das Gleiche auch bei der Flucht zu thun. Vielmehr, als der Mann, welcher die Gesahr herbeigeführt hatte, ihn im Stiche ließ, hielt er selbst auf seinem Posten aus und kämpfte gegen den Feind bis zum Tode. Dessen Tochter Aemilia nun wurde die Gattin des großen Sci- pio. Sein Sohn, Paulus Aemilius, von welchem die vorliegende Lebensbeschreibung handelt, fiel, zum Manne herangewachsen, in ein Zeitalter, das sich durch die ruhmvollen, herrlichen Thaten der her vorragendsten und größten Männer auszeichnete. Er selbst machte sich in glänzender Weise bemerklich, ohne jedoch die gleichen Beschäfti gungen zu treiben, wie die damaligen Jünglinge aus den vornehmen Ständen es thaten, und ohne von Anfang an den nämlichen Weg mit ihnen einzuschlagen. Denn er übte sich weder auf gerichtliche Beredt-