31 Stadt vermittelst eines Verraths nicht an den Tag kommen sollte. Indessen täuschte er sich in dieser Erwartung; ja er kam noch überdies in den schlimmen Ruf der Treulosigkeit und Grausamkeit. Von den Tarentinern kam eine große Anzahl um's Leben. Der zu Sklaven Verkauften waren es dreißigtausend und die Stadt wurde von den Soldaten geplündert. In den Staatsschatz kamen dreitausend Talente. Während alles Andere theils fortgeführt, theils fortgetragen wurde, soll der Sekretär des Fabius gefragt haben: „Was er hinsichtlich der Götter befehle?" — ein Ausdruck, worunter er die Gemälde und Bildsäulen verstand. Fabius erwiderte: „Die Götter lassen wir den Tarentinern, denen sie erzürnt sind." Indessen ließ er doch die Kolossalstatue des Herkules von Tarent sortschaffen und stellte sie in dem Capitolium auf, — nahe dabei sein eigenes Reiterstandbild von Erz. Gegenüber von Marcellus zeigte er in diesem Verfahren etwas weit Unstatthafteres, oder vielmehr, es zeigte sich gerade an ihm, welche Bewunderung Marcellus durch seine Milde und Menschen freundlichkeit verdiente — (wovon das Nähere in dessen Lebensbe schreibung). 23. Hannibal, der in Eilmärschen nachrücktc, war nur noch vierzig Stadien zurückgeblieben und erklärte jetzt unumwunden: „Also haben auch die Römer einen zweiten Hannibal! Wir haben Tarent verloren, wie wir es genommen haben!" Im engeren Freun deskreise ließ er sich jetzt zum ersten Male dahin vernehmen, daß es, wie er schon längst gesehen, für sie schwierig, — und jetzt sage er: — unmöglich sei, mit den vorhandenen Mitteln Italien zu erobern. Fabius feierte nunmehr, seinen zweiten Triumph, der weit glänzender war, als der erste; denn er rang mit Hannibal, wie ein guter Athlete, und parirte ganz ohne Mühe alle seine Unternehmungen, gerade wie Griffe und Ansassungen eines Gegners, die nicht mehr den gleichen Nachdruck haben. Denn ein Theil der feindlichen Armee war durch Schwelgerei und vieles Geld entnervt, der andere gleichsam stumpf geworden und aufgerieben durch die unaufhörlichen Gefechte. Als Hannibal Tarent den Römern abnahm, war daselbst ein gewisser Marcus Livius der Kommandant gewesen. Trotz Allem behauptete dieser die Burg, ohne sich verdrängen zu lassen; ja, er blieb in ihrem Besitze, bis Tarent
