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de? Flaminius beabsichtigte Hannibal, der eine Ehre darein setzte, wegen seiner bewiesenen Tapferkeit völlig standesgemäß zu bestatten, allein er fand ihn nicht unter den Todten; überhaupt wußte man ledig lich nicht, wie er verschwunden war. Bei der ersten Niederlage am Trebia nun hatte weder der Bericht erstattende Feldherr, noch der ab- gesandle Bote die rechte Wahrheit gesagt, sondern sälschlich angegeben, daß der Sieg von ihnen zu beanspruchen und jedenfalls zweifelhaft sei; als jedoch der Prätor Pomponius jetzt auch von dieser zweiten hörte, berief er unverzüglich das Volk zu einer Versammlung und sprach es bei seinem Auftreten ohne Umschweif oder Täuschung aus: „wir sind besiegt, Römer, — besiegt in einer großen Schlacht, das Heer ist vernichtet, der Consul Flaminius ist umgekommen. Auf! denkt an die eigene Rettung und Sicherheit!" Dieses Wort fuhr unter die Menge, wie ein Sturm in's Meer, und brachte eine solche Verwir rung in der Stadt hervor, daß bei der Größe der herrschenden Bestür zung kein klarer Gedanke sich bilden oder behaupten konnte. Doch ver einigten sich Alle auf die Eine Ansicht, daß die Lage eine unverant wortliche Alleinherrschaft verlange, welche man Diktatur nennt, und einen Mann, der diese Diktatur ohne Furcht und Weichlichkeit zu hand haben wisse. Und dieß könne nur Einer sein, — Fabius Maximus, dessen Geist und wundervoller Charakter der Höhe seines Amtes gleich stehe, wie er denn auch gerade die Altersstufe einnehme, auf welcher der Körper mit seiner Kraft noch für die Entschließungen der Seele völlig ausreiche und der Muth mit Besonnenheit auf's innigste ge paart sei. 4. Als dieses allgemeinen Anklang fand, wurde Fabius zum Diktator ernannt und ernannte seinerseits den Marcus Minucius zum sogenannten „Reitergeneral." Vor allem erbat er sich min von dem Senat die Erlaubniß, sich auf seinen militärischen Märschen eines Pferdes bedienen zu dürfen. Denn dieß war nicht gestattet, sondern sogar ausdrücklich verboten — eben nach einem alten Gesetz, vielleicht weil man die Hauptstärke in dem Fußvolk zu finden glaubte und des wegen die Ansicht hatte, daß der Feldherr bei der Infanterie bleiben und diese niemals verlassen solle; — vielleicht auch, weil die fragliche Machtstellung in allem Andern ein despotisches, überragendes Element besitzt und man daher wünschte, daß der Diktator wenigstens in diesem