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30 äußersten Norden kam, eine hellenische Stadt Rom, die dort irgendwo in der Nähe des großen Meeres liege, sollte eingenommen haben." Nun möchte ich mich keineswegs darüber verwundern, daß ein so sagen hafter, phantasiereichcr Schriftsteller, wie Heraklides, der wahren Nach richt von der Eroberung noch die Hyperboreer und das große Meer als weiteres Ornament hinzugesügt hat. Offenbar genauer sind die Nachrichten, welche der Philosoph Aristoteles über die Einnahme der Stadt durch die Gallier vernommen hat; nur nennt er ihren Retter Lucius, während Camillus nicht sowohl Lucius, als vielmehr Marcus hieß. Indessen ist dies nur nach Vermnlhungen ausgesprochen. In den Besitz der Stadt gelangt, ließ Brennns jetzt das Eapitol umzingeln. Als er selbst über das Forum herabkam, wunderte er sich, hier jene Männer im Ornat und in tiefem Stillschweigen auf öffent lichem Platze sitzen zu sehen. Sie standen nicht ans, als die Feinde sich näherten; sie wechselten weder Miene, noch Farbe, sondern getrosten Muthes, ohne alle Furcht, auf die Stäbe gestützt, welche sie trugen, die Augen auf einander gerichtet, — so blieben sie ruhig sitzen. Die Gallier waren voll Erstaunens über eine so seltsame Erscheinung, und in ihrer Verlegenheit trugen sie lange Zeit Bedenken, Einen anzurüh ren, oder auch nur näher hinzugehen. Sie meinten: „es seien höhere Wesen!" Endlich wagte es ein Einziger, stellte sich nahe zu Marcus Papirius, betastete ihn, faßte ihn sanft am Kinn, zupfte ihn dann an seinem wallenden Bart, als plötzlich Papirius mit seinem Stabe dem feindlichen Soldaten einen derben Schlag aus den Kopf versetzte, wor auf derselbe das Schwert zog und den Papirius niedermachte. Im nächsten Augenblick wurden auch die Ander» überfallen und getödtet. Ueberhaupt alle, auf welche die Gallier zufällig stießen, muß ten sterben; die Häuser wurden zerstört; viele Tage lang dauerte die Plünderung. Dann wurde niedergebrannt, niedergerissen, — im eitlen Zorn gegen die Inhaber des Capitols, weil diese sich der gallischen Aufforderung nicht fügten, sondern sich vielmehr bei jedem Anfall von den Mauern herunter tapfer wehrten und den Feind mit Schlägen heimjchickten. Deßwegen zerstörte der Letztere nicht nur die Stadt voll ständig, sondern ermordete auch die Gefangenen — Männer und Wei ber, Greise und Kinder — ohne Unterschied. 23. Indessen zog sich die Belagerung in die Länge und die