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71 mit den Worten: „Behalt's, lüderlicher Kerl!" Dann fuhr er in seiner Rede weiter fort. Ueberhaupt scheint Calo mit dem weiblichen Theil seiner Familie Unglück gehabt zn haben. Die vorhin Genannte stand wegen Cäsars in schlechtem Nnf. Die Aufführung der andern Servilia, gleichfalls einer Schwester Cato's, war noch nnanstündiger. An Lucullus, da mals bezüglich des Ruhms den ersten Mann in Rom, verhcirathet und Mutter eines Kindes in dieser Ehe, muhte sie wegen Liederlichkeit nach her sein Haus wieder verlassen. Was aber das Schmählichste ist, — nicht einmal Cato's eigene Gattin Attilia blieb von derartigen Ver gehungen rein, sondern er sah sich genöthigt, sie gleichfalls wegen Unsittlichkeit zu verstoßen, obgleich er mit ihr zwei Kinder erzeugt hatte. 25. Hieraus heirathete er Philippus' Tochter, Marcia, — eine Dame, die für sehr sittenreiu galt und von welcher auch sehr viel ge sprochen wird. Dieser Punkt bildet jedoch im Leben Cato's, wie in einem Drama, ein sehr schwieriges Räthsel. Nach Thraseas' *) Be richt, der sich seinerseits wieder auf einen Freund und täglichen Gesell schafter Cato's, Munatius, berust, verlief die Sache folgendermaßen. Unter den vielen begeisterten Anhängern und Bewunderern Cato's befanden sich immer Einige, die als solche besonders klar und deutlich hervortrateu. Zu ihnen gehörte auch Ouintus Hortensius, ein Mann von glänzendem Ansehen und ganz sittlichem Lebenswandel. Von dem Wunsche erfüllt, nicht nur mit Cato in beständigem und freundlichem Umgang zu stehen, soudern irgendwie auch in ein ganz nahes, verwandtschaftliches Verhültniß mit ihm zu gelangen, suchte er das ganze Haus und Geschlecht dahin zn überreden, daß Cato seine Tochter Porcia, die jedoch Bibulus' Gattin und Mutter zweier Kinder war, ihm überlassen sollte, — um gleichsam auf diesem guten Felde neue Sprossen der Familie zu erhalten. „Nach der gewöhnlichen An sicht der Menschen (sagte er) sei zwar ein solches Verfahren unstatthast, aber nach der Natur ganz geeignet und auch für den Staat von wirk lichem Nutzen. In der Zeit ihrer Blüthe und höchsten Kraft solle das »> Thraseas PatuS aus Padua, Geschichtschreiber, wurde unter Nero hin- gerichtet.