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55 9. Zum Kriegstribun ernannt, wurde er nach Makedonien ge schickt, um unter Rubrius zu dienen. Als hierüber seine Gattin sehr betrübt war und weinte, soll einer von Cato's Freunden, Munatius, gesagt haben: „Sei nur getrost, Atilia; den will ich dir schon hü ten!" — „Ja wohl!" fügte Cato hinzu. Und schon nach der ersten Tagereise, als das Abendessen vorüber war, sagte er: „Nun, Muna tius, daß du nur auch der Atilia dein Versprechen recht fest hältst und gewiß bei mir bleibst, Tag und Nacht!" Darauf ließ er zwei Betten in das gleiche Zimmer bringen. Und so mußte Munatius jetzt immer schlafen und wurde im Scherz von Cato gehütet. Sein Gefolge bestand aus fünfzehn Sklaven, zwei Freigelassenen und vier Freunden. Während diese zu Pferde saßen, ging er selbst immer zu Fuß und trat bald Dem, bald Jenem an die Seite, um sich mit ihm zu unterhalten. Nachdem er bei der Armee angelangt war, wurde er von dem Feldherrn zum Befehlshaber einer der verschiedenen Legionen ernannt, welche dort standen. Er hielt es jedoch in dieser Stellung für eine allzu kleine, keines wegs königliche Aufgabe, nur seine eigene Tapferkeit, die Tapferkeit eines einzigen Mannes, zu beweisen. Sein Ehrgeiz strebte vielmehr dahin, auch seine Untergebenen ihm selbst ähnlich zu machen. Ohne ihnen also die Furcht vor der höherstehenden Gewalt zu benehmen, sägte er vernünftige Vorstellungen noch hinzu. Dadurch überzeugte und belehrte er sie über jeden Gegenstand; Ehrenauszeichnung oder Strafe kamen noch hintendrein. Kurz, es war schwierig zu sagen, ob er seine Leute mehr zu friedlichen oder zu kriegerischen, mehr zu kühnen oder zu rechtlichen Menschen hergerichtet hatte; so sehr zeigten sie sich dem Feinde furchtbar, freundlich gegen die Verbündeten, ohne Muth für das Unrecht, voll Ehrgeiz für Alles, was Auszeichnung brachte. Wornach aber Cato selbst am wenigsten trachtete, wurde ihm im höch sten Maße zu Theil, — Ruhm und Dank, Ehre sonder Gleichen und Anhänglichkeit von Seiten der Soldaten. Denn was er Anderen be fahl, das that er vollständig auch selbst aus freiem Willen. In Klei dung und Kost, wie im Marschiren, stellte er sich mehr dem Soldaten, als den Offizieren gleich, während er an Charakter, Geist und Rede gabe alle so betitelten Imperatoren und Generale überragte, — Eigen schaften, wodurch er, ohne es selbst zn wissen, zugleich in den Leuten