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49 uns, junges Bürschchen? Bist du denn nicht im Stande, bei deinem Oheim den Fremden auch mitzuhelfen, wie dein Bruder?" Cato gab keinen Laut; aber durch sein Schweigen und sein Gesicht schien er das Verlangen rund abzuschlagen. Da nahm ihn Pompädius, hielt ihn zum Fenster hinaus, als ob er ihn hinuntersallen lassen wollte, und hieß ihn: „Ja!" sagen; sonst lasse er ihn los! Dabei nahm er in der Stimme einen rauheren Ton an und schwang ihn, hoch in der Lust, oftmals draußen vor dem Fenster hin und her. Cato hielt das lange Zeit so aus, ohne irgend in Schrecken oder Angst zu gerathen, bis ihn Pompädius wieder ruhig ans den Boden setzte und dann zu seinen Freunden sagte: „Welch' ein Glück für Italien, daß der da noch ein Bube ist! War' er schon ein Mann, — ich glaube, wir bekämen keine einzige Stimme beim Volk!" Ein anderes Mal, als ein Verwandter an seinem Geburtstag neben anderen Knaben auch den Cato zum Essen eingeladen halte, spielten sie zur Unterhaltung in einem Theile des Hauses, die jün geren und älteren untereinander. Was man spielte, bestand im Ge richthalten, Anklagen und Abführen der Verurtheilten. Einer der ver- urtheilten Knaben, welcher sehr hübsch war, wurde von einem älteren in ein Zimmer abgeführt und dann die Thür verschlossen. Er rief den Cato um Hilfe an. Schnell merkte dieser, was vorging, eilte der Thüre zu, brach sich durch Alle, die davor standen und ihn hindern wollten, freie Bahn, führte den Knaben heraus und zog dann voller Zorn mit ihm nach Hause, wobei ihm andere Knaben das Ehrengeleits gaben*). 3. Bereits stand er in hoher Geltung, wie folgender Vorfall beweist. Sulla wollte das feierliche Knabenwettrennen, welches man Troja nennt**), öffentlich aufsühren. Er ließ die vornehmen Knaben zusammenkommcn und ernannte zwei Führer. Den einen davon ließen sich die Knaben gerne gefallen um seiner Mutter willen; denn er war ein Sohn der Metella, der Gemahlin Sulla's. Aber gegen den andern, einen Neffen des Pompejus, Namens Sextus, wehrten sie sich. Unter *) Aus dem Umstande, daß der jüngere Knabe „sehr hübsch" war, läßt sich das Verborgenere dieser Geschichte errathen. »"1 Dieses Kinderturnier wurde im Circus MaximuS gehalten und stellte den trojanischen Krieg vor. Die Anzahl war 3K, in zwei Parteien gethcilt, die sich eine Zeit lang hcrumtummelten, zuletzt Wassenstillstand schlossen. -Plutarch. XXIV. 4