41 erkennen und beantrage selbst den Tod für meine politischen Handlungen. Aber diese Männer, Athener, — warum wollt ihr diese umbringeu, da sie unschuldig sind?" „„Weil sie deine Freunde sind!"" war die allgemeine Antwort. Da trat Phokion zurück, ohne ein Wort weiter zu sprechen. Hagnonides aber las einen Beschluß vor, den er bereits fertig bei sich trug, wornach das Volk über Schuld oder Unschuld der Angeklagten abstimmen sollte; im Falle der Verurtheilung sollten sie sterben. 35. Nach Verlesung dieses Beschlusses wünschten Einige noch den Zusatz, daß Phokion vor seiner Hinrichtung gefoltert werden sollte; ja sie verlangten schon in gebieterischer Weise das Holen des Rads und die Herbeirufung des Henkers. Da jedoch Hagnonides sogar den Klitus hierüber unwillig sah und selbst ein solches Verfahren für Barbarei und Verbrechen hielt, so sagte er: „wenn wir den ehrlosen Kallimedon bekommen, Athener, — den wollen wir foltern! Aber bei Phokion kann ich nichts der Art beantragen." Da rief Einer von den ordentlichen Bürgern halblaut: „Ganz recht! Wenn wir den Phokion schinden, was sollen wir dir an- thun?" Aber der Antrag wurde genehmigt, die Abstimmung ausgesührt. Keiner blieb dabei sitzen; Alles stand auf; die Meisten setzten sogar Kränze auf und s o stimmten sie für den Tod des Angeklagten. Neben Phokion waren es noch Nikokles, Thudippus, Hegemon und Pythokles. Als abwesend wurden gleichfalls zum Tode verurtheilt Demetrius von Phaleron *), Kallimedon, Charikles und einige Andere. 36. Nach aufgehobener Versammlung führte man die Leute in's Gesängniß ab. Die Andern machten diesen Gang jammernd und weinend unter den Umarmungen ihrer Freunde und Angehörigen. Nur Phokions Gesicht blieb gerade so, wie sonst, wenn er als Feld herr von der Volksversammlung heimbegleitet wurde, — ein Anblick, wobei man den Gleichmuth und die Seelenstärke dieses Mannes nur *) Der bald darauf von Kassander zum Barsteher von Athen ernannt wurde und in dieser Stellung i r Jahre lang die Stadt vortrefflich leitete.