40 Wache umzingelt. Alle seine Gefährten, die nicht gerade ganz in der Nähe standen, verhüllten sich bei diesem Anblick vor Schmerz das Ge sicht und retteten sich durch die eiligste Flucht. Die Ersteren dagegen führte Klitus nach Athen zurück, — angeblich, um dort vor Gericht gestellt zu werden, — thatsächlich bereits zum Tode verurtheilt. Diese Transportation sah jammervoll aus, als man sie aus Karren über den Keramikus *) nach dem Theater führte. Denn dort hin brachte sie Klitus in festen Gewahrsam, bis die Archonten eine Massenversammlung des Volks veranstaltet hatten, wobei sie keine» Sklaven, keinen Ausländer, keinen sür ehrlos Erklärten ausschlossen, sondern allen Leuten, Mann und Weib, die Thüre zu Rednerbühne und Theater offen ließen. Jetzt wurde der Brief des Königs vorgelesen, worin er sagte: „ihm selbst sei es zwar bereits zur vollsten Ueberzeugung geworden, daß die betreffenden Männer Verräther seien; indessen überlasse er ihnen die Entscheidung, als freier, selbständiger Volksgemeinde." Hierauf führte Klitus die Gefangenen vor. Da verhüllten sich die edelsten Bürger das Gesicht, als sie den Phokion erblickten, und senkten das Haupt unter Thränen. Einer hatte sogar den Muth, aufzustehen und zu sagen: „Da der König eine so wichtige Entscheidung in die Hände des Volks gelegt habe, so gehöre sich's, daß die Sklaven und die Ausländer sich aus der Versammmlung entfernen!" Aber die Massen protestirten hiegegen und schrieen: „man solle diese Aristo kraten, diese Volksfeinde steinigen!" Da unternahm es Niemand weiter, für Phokion zn sprechen. Nur er selbst, obwohl man seine Worte nur schwierig und noth- dürstig zu hören vermochte, sagte noch: „wollt ihr mich ungerecht oder gerecht umbriugen?" — „Gerecht!" erwiederten ihm Einige. — „Und wie könnt ihr das wissen, wenn ihr mich nicht anhört?" sagte er. Allein er fand deßhalb nicht im mindesten ein besseres Gehör. Deß- wegen trat er näher heran und sprach: „ich will meine Schuld an- »> Keramikus, Vorstadt Athens im Resten, mit schönen Denkmälern ge schmückt.