31 genossen und Freunde durch sein fortwährendes Verbleiben nachtheilig zu sein, während man Alles aus Feindesland reichlich beziehen könne." Aber Antipater nahm ihn an der Hand und sagte: „dem Phokion müssen wir das zu Gefallen thun!" Hinsichtlich der andern Punkte dagegen forderte er, daß die Athener ihm Alles überlassen sollten; „das habe Lcosthenes in Lamia auch von ihm verlangt!" 27. Mit dieser Antwort kam also Phokion in die Hauptstadt zurück. Die Athener genehmigten die Sache unter dem Drang der Umstände, worauf er abermals nach Thebä abreiste in Gesellschaft der andern Abgesandten, deren Zahl die Athener noch durch den Philo sophen Xenokrates verstärkt hatten. Zkenokrates war nämlich wegen seiner Eigenschaften so sehr und so allgemein ein Gegenstand der an erkennendsten Hochachtung und des Gesprächs, daß man meinte, cs könne in einer menschlichen Seele unmöglich ein Uebermuth, eine Grausamkeit, eine Leidenschaft entstehen, ohne daß in ihr schon bei seinem bloßen Anblick ein gewisses Schamgefühl, eine gewisse Hoch achtung gegen ihn Platz griff. Aber dießmal erfolgte das Gegentheil, was aus einer gewissen Unbilligkeit Antipaters und seinem Hasse gegen alles Edlere sich er klärt. Vor Allem würdigte er den Xenokrates nicht einmal eines Grußes, obgleich er den Andern sogar die Hand gab, weßhalb derselbe geäußert haben soll: „Antipater habe ganz recht, wenn er sich nur vor ihm über die Rücksichtslosigkeiten schäme, die er gegen Athen be absichtige." Und als nachher Aenokrates zu sprechen begann, wollte Antipater gar nichts hören, sondern fuhr ihn mit einer so widerwär tigen Heftigkeit an, daß der Redner alsbald verstummen mußte. Erst als Phokion sich mit ihm besprach, erwiederte er: „Die Athener wür den Freundschaft und Waffenbund erhalten unter der Bedingung der Auslieferung des Demosthenes und Hyperides, der Wiedereinführung ihrer alten Verfassung mit Census, der Ausnahme einer Besatzung in die Hafenstadt Mnnychia und endlich der Bezahlung nicht nur der Kriegskosten, sondern auch einer Kriegscontribution. Die andern Gesandten erklärten sich mit diesem Vertrage, den sie für höchst glimpflich hielten, ganz zufrieden, mit Ausnahme von XenokrateS. Dieser sagte: „für Sklaven sei eine solche Behandlung von Seiten Antipaters recht gemäßigt, aber für freie Leute sehr hart!"